Die baden-württembergische Wirtschaft setzt auf einen schnellen Start der im Aufbau befindlichen Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften. »Der Fachkräftemangel ist laut unserer aktuellen Konjunkturumfrage immer noch eines der größten Geschäftsrisiken für die Unternehmen im Land«, sagte der Chef der IHK Region Stuttgart, Claus Paal. Viele Betriebe setzten auf die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten, verzweifelten aber regelmäßig an den komplizierten und langwierigen Verfahren.
Auf einen konkreten Starttermin wollte sich die Politik nicht festlegen. Sie solle so bald wie möglich ihre Arbeit aufnehmen, sagte ein Sprecher von Migrationsministerin Marion Gentges (CDU), die das Projekt vor über eineinhalb Jahren mit auf den Weg gebracht hatte. Paal sagte, die Unternehmen benötigten eine Anlaufstelle, die ihre Fachkräfteverfahren schnell, einfach und ohne bürokratische Umwege abwickle. Die Agentur wird demzufolge bei den Regierungspräsidien Karlsruhe und Stuttgart angesiedelt. Für die Agentur sind insgesamt 55 neue Stellen vorgesehen, wie der Sprecher Gentges weiter mitteilte.
Arbeitsmarkt vor großen Herausforderungen
In der Landeshauptstadt sollen wie bereits bekannt die Verfahren für Gesundheits- und Pflegeberufe bearbeitet werden und in Karlsruhe alle anderen. Die neue Behörde solle nicht ausschließlich, sondern neben den schon bisher zuständigen Ausländerbehörden für die Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens zuständig sein.
Gentges sagte, der Arbeitsmarkt stehe vor der wachsenden Herausforderung des Fachkräftemangels. Die neue Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften werde dabei als Katalysator fungieren und dazu beitragen, dass Unternehmen ausländische Fachkräfte schneller und unkomplizierter ins Land holen könnten. »In einer Zeit, in der die Ausländerbehörden stark beansprucht sind, stellt die Agentur eine spezialisierte Anlaufstelle dar, die das beschleunigte Fachkräfteverfahren effizient umsetzt.«
Die Zahlen im beschleunigten Fachkräfteverfahren in Baden-Württemberg waren nach Angaben aus der grün-schwarzen Koalition bisher zufriedenstellend. Während im Jahr 2021 792 und im Jahr 2022 1.748 beschleunigte Fachkräfteverfahren abgeschlossen werden konnten, lag die Zahl im Jahr 2023 bei 2.838. Bis 2035 werden laut IHK-Fachkräftemonitor vom April in Baden-Württemberg 910.000 Fachkräfte fehlen.
© dpa-infocom, dpa:241029-930-273059/1