»Der Neu-Ulmer Redefluss soll Bürgerinnen und Bürger dazu animieren, Stellung zu beziehen«, erklärte die Stadtverwaltung das Projekt. Es könne um gesellschaftliche Themen oder auch nur um private Interessen gehen, bei denen man in einen demokratischen Diskurs treten wolle. Erlaubt seien auch Reden »einfach nur zum Spaß, um die Menschen und sich selbst zu belustigen«. Jeder sei willkommen, tiefgründig müssten die Beiträge nicht zwingend sein.
Zum Einstieg ist am Mittwochnachmittag unter anderem eine Rede von Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) angekündigt. Die Rathauschefin der 65.000-Einwohner-Stadt will zum Thema »Tipps und Tücken beim Fassanstich« sprechen.
Das Original befindet sich seit mehr als 150 Jahren an einem Eingang des Hyde Parks in der britischen Hauptstadt. Dort stellen sich fast täglich Menschen auf Leitern oder andere Gegenstände, um ihre religiösen oder politischen Botschaften in die Welt zu tragen. Auch Prominente wie Karl Marx oder der Schriftsteller George Orwell haben einst am Speakers' Corner geredet.
Das Pendant in Neu-Ulm soll künftig täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr geöffnet sein. Die Vorträge sollen maximal eine Viertelstunde lang sein. Rassistische und andere extremistische Statements will die Stadt nicht tolerieren. Auch für die Zuhörer gibt es Regeln: »Jede/r sollte die Chance bekommen, seine oder ihre Sichtweise darzulegen, ohne unterbrochen zu werden«, betont die Verwaltung.
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