Auf die Live-Musik wollte man bewusst verzichten, aber ein wenig Sonnenschein hätte dann wohl sein dürfen: Starke Regengüsse überschatteten am Donnerstag den Auftakt des »Festival ohne Bands« in Dürmentingen-Hailtingen (Kreis Biberach).
Fahrzeuge seien mit Traktoren auf das Gelände gezogen worden und Paletten seien verlegt worden, damit die Besucher durch den Schlamm laufen können, wie Reporter vor Ort berichteten. Die Stimmung sei dennoch gut, hieß es, die Leute gingen entspannt mit dem Wetter um. Besucher hätten im Schlamm ihre Zelte aufgebaut, viele warteten nun dort.
Die Besucher feiern sich normalerweise auf dem ungewöhnlichen Festival schlicht selbst - inklusive Autogrammstunde. »Bei uns muss man nicht von Headliner zu Headliner rennen, sondern kann einfach genießen«, hatte Veranstalter David Lüke im Vorfeld gesagt. Fans lassen sich das Spektakel um die 70 Euro kosten und kommen laut Lüke aus einem Umkreis von rund 400 Kilometern.
Bühnen gibt es zwar, aber die Musik kommt nur aus Boxen. Musikalisch sei das Angebot bunt gemischt, erklärt Lüke. An vier Stationen gebe es Mainstream-Musik, Rock und Heavy Metal, Elektro und Techno sowie Schlager. Anstelle von Bands stehen Bierpong- und Flunkyball-Turniere, Bieryoga oder eine Autogrammstunde für jedermann auf dem Programm.
»Wir wollen das Rockstarfeeling für jeden«, sagte Lüke. Besucher können von ihren Freunden als Stars für die Autogrammstunde angemeldet werden. Der Veranstalter druckt personalisierte Autogrammkarten für sie. »Wir geben denen einen Edding in die Hand und dann geht’s los«, sagte Lüke. Zwischen 200 und 300 Menschen stünden regelmäßig Schlange, um sich die Autogramme von anderen Besuchern sichern.
Hinter dem Spektakel stehen zehn Freundinnen und Freunde, die gern auf Festivals gehen. Aufgekommen sei die Idee für ein Festival ohne Bands bei »Rock im Park«, erzählte Lüke. Dort habe die Gruppe fast alle Bands verpasst. Die Freunde beschlossen demnach, auf ein Festival ohne Bands zu gehen.
Dabei hätten sie festgestellt, dass es so etwas nicht gebe. Die Idee, selbst Veranstalter zu werden, reifte. Zehn Jahre und ein Crowdfunding später stand das erste »Festival ohne Bands«. Zur ersten Ausgabe 2017 kamen Lüke zufolge 2000 Menschen, zwei Jahre später waren es 8000. In diesem Jahr rechnete er mit 6000 bis 7000 Besuchern.
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