Sorgten sie einst für Aufruhr, will das Museum in der nach seinen Angaben ersten Modigliani-Ausstellung seit 15 Jahren zeigen, dass die Akte viel mehr waren als bloße Gemälde nackter Frauen. Der Maler sei vielmehr Chronist eines erstarkenden weiblichen Selbstbewusstseins der modernen Frau in den Jahren vor und während des Ersten Weltkriegs gewesen. »Im Einklang mit der jüngsten Forschung wird deutlich, dass Modigliani seine Modelle nicht zu Objekten degradiert, sondern sich ihnen in einem von Gleichberechtigung geprägten Verhältnis nähert«, urteilt die Staatsgalerie. Auch in seinen Porträts von Schriftstellerinnen, Modeschöpferinnen und Künstlerinnen - viele mit kurzen Haaren und in Männerkleidung - wird sein Blick für diese »neue Frau« deutlich.
»Modigliani. Moderne Blicke« ist mit rund 50 Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen - darunter vor allem Akte und Porträts - ab Freitag und bis zum 17. März 2024 in Stuttgart zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam stellt die Staatsgalerie seine Arbeiten zudem Werken von Künstlern wie Wilhelm Lehmbruck, Egon Schiele, Ernst Ludwig Kirchner und Gustav Klimt gegenüber.
Modigliani starb - von jahrelangem Lungenleiden gezeichnet - 1920 in Paris mit nur 35 Jahren an Tuberkulose. In seiner kurzen Karriere schuf er als Maler, Zeichner und Bildhauer zahlreiche Meisterwerke. Zu Lebzeiten war Modigliani nur wenig erfolgreich und von finanziellen Sorgen geplagt. Heute werden seine Frauenakte zu enormen Summen gehandelt.
© dpa-infocom, dpa:231123-99-51283/2