NECKARBISCHOFSHEIM. Einkommenseinbußen bei den Eltern, null Bock auf weiteren Online-Unterricht bei den Kindern - die Nachhilfeschulen haben in der Corona-Krise einen schweren Stand. Bereits jetzt haben drei Prozent der vor der Corona-Krise noch 4000 Nachhilfeschulen aufgegeben, sagt Cornelia Sussieck, Vorsitzende des Bundesverbandes Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN/Solingen). Die Nachhilfeschulen seien in der Corona-Krise von der Politik übergangen worden. »Der Schulunterricht auf Sparflamme in der Pandemie hinterlässt bei vielen Schülern Wissenslücken - doch wir als Profis im Umgang mit Defiziten werden von der Politik nicht einbezogen«, klagt die Verbandschefin.
Nach ihrer Einschätzung braucht etwa die Hälfte der Schüler aller Klassenstufen Hilfe, um den während der Schulschließungen entgangenen Unterrichtsstoff aufzuholen. »Die Kinder und Jugendlichen befinden sich gerade in einer Blase - bei der Rückkehr in den Regelbetrieb wird es für viele ein böses Erwachen geben.«
Statt Zusatzunterricht über die Nachhilfeschulen zu organisieren, so Sussieck, richte sich der Blick der Bildungspolitiker auf Lehramtsstudenten, Pensionäre und Volkshochschulen. »Wir brauchen ein solches Parallelsystem nicht - unsere Schulen werden von Schulämtern und Regierungspräsidien bereits überwacht.« Der VNN geht von einer Milliarde Umsatz im Jahr aus, wobei 360 Millionen Euro auf institutionelle Nachhilfe und 640 Millionen Euro auf den Schwarzmarkt entfielen.
Der VNN habe seit Beginn der Corona-Krise 120 Briefe an Bildungspolitiker von Bund und Ländern geschrieben, um über Fördermaßnahmen mitdiskutieren zu können - mit schwacher Resonanz, wie Sussieck berichtet. Klar ist nur, dass eine Milliarde Euro für Nachhilfe fließen wird. Das Bundesbildungsministerium betont, man sei sich mit den Ländern einig, dass sie als Verantwortliche für schulische Bildung die Hilfe in den bestehenden Strukturen verwirklichen. »Von daher ist es begrüßenswert, wenn die professionellen Nachhilfeeinrichtungen in erster Linie mit den Ländern über Konzepte der Soforthilfe sprechen«, so das Ressort von Anja Karliczek (CDU). (dpa)