Neun Monate nach seiner Flucht bei einem bewachten Ausgang ist ein verurteilter Mörder aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal bei Karlsruhe gefasst worden. Der Mann sei Fahndern in der südosteuropäischen Republik Moldau ins Netz gegangen, bestätigte das baden-württembergische Justizministerium. Eine koordinierte Aktion am Morgen in der Hauptstadt Chisinau sei erfolgreich gewesen.
Zuvor hatten die »Stuttgarter Nachrichten« und die »Stuttgarter Zeitung« berichtet. Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) sprach nach der Festnahme von einer »hervorragenden internationalen Vernetzung«.
Der 44-Jährige war Ende Oktober vergangenen Jahres während eines von zwei JVA-Beamten beaufsichtigten Ausgangs an einem Baggersee in Germersheim in Rheinland-Pfalz in ein angrenzendes Waldgebiet geflüchtet. Seine elektronische Fußfessel war kurze Zeit später im Stadtgebiet von Germersheim gefunden worden.
Der Mann verbüßte im Gefängnis in Bruchsal eigentlich eine lebenslange Haftstrafe, auch die besondere Schwere der Schuld war beim Prozess 2012 vom Landgericht Karlsruhe festgestellt worden. Er hatte einen 44-Jährigen erwürgt.
Am Baggersee hatte er sich laut Behörden mit seiner Frau und seinen Kindern getroffen. Es war bereits die achte Ausführung des Deutsch-Kasachen in Begleitung gewesen. Der mit dem Bruchsaler Häftling und seiner Frau abgesprochene Ablauf am 30. Oktober führte laut Justizministerium nach einem Treffen der Familie und einem gemeinsamen Frühstück in einem Fast-Food-Restaurant in Germersheim unweit der französischen Grenze weiter in einen Supermarkt und einen Baumarkt. Danach fuhr die kleine Gruppe zum Naherholungsgebiet Sollachsee. Auf dem dortigen Spielplatz sei dem Mann die Flucht gelungen.
Pannen bei dem Ausgang hätten die Flucht des Mannes trotz der Überwachung durch zwei Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt möglich gemacht, räumte das Justizministerium nach dem Zwischenfall ein. Gegen die beiden Beamten der JVA Bruchsal waren zuletzt Geldbußen verhängt worden. Sie sind laut Ministerium weiterhin in der JVA Bruchsal im Dienst.
Nur wenige Wochen nach der Flucht in Germersheim hatte ein Häftling der JVA Mannheim einen Arztbesuch in Ludwigshafen zur Flucht genutzt. Er war mit seinem Bruder etwas mehr als zwei Wochen später nahe Heidelberg festgenommen worden. Auch eine damalige Mitarbeiterin der JVA hatte eingeräumt, ein Liebesverhältnis mit dem Häftling begonnen und ihm im Gefängnis ein Mobiltelefon zugesteckt zu haben.
Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Justizministeriums rund 20 000 sogenannte Aus- und Vorführungen, darunter Arzt- und Gerichtstermine sowie - in deutlich geringerer Zahl - rechtlich vorgeschriebene sogenannte Ausführungen zur Erhaltung der Lebenstüchtigkeit.
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