Davonlaufen sei keine Option, erklärte der Naturschützer. »Wohin auch? Die globalen Krisen zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie den Globus umfassen.« Es gebe kein Entrinnen, an keinem Ort auf dieser Welt. »Es ist offensichtlich, dass wir als Menschheit nicht schnell genug reagieren und sich die Krisen weiter zuspitzen werden.«
Enssle machte deutlich: »Klar ist, wir werden nicht alles, was uns lieb ist, halten können.« Viele Arten beispielsweise würden noch verloren gehen. »Dürren, Hitzewellen und Unwetterkatastrophen werden noch viele Ernten vernichten und Menschenleben fordern«, schrieb er. Die Menschen werden aus seiner Sicht den Gürtel enger schnallen und fleißig an Lösungen für die Zukunft arbeiten müssen.
»Wir müssen begreifen, dass es bei der biologischen Vielfalt um mehr geht als um ein paar Arten mehr oder weniger«, so Enssle. »Es geht um das große Lebensnetz der Erde. Es besteht aus vielen kleinen Verknüpfungen.« Mit jeder Art und jedem Lebensraum, der verloren gehe, werde dieses Netz löchriger, bis es nicht mehr halte.
Deutlich werde das an den Insekten. »Sie bestäuben viele unserer Wild- und Kulturpflanzen und sind für uns so wichtig wie Luft und Wasser«, schrieb der Nabu-Landesvorsitzende. Aber die Bestände der Insekten gingen in atemberaubendem Tempo zurück. »Sterben die Insekten, stirbt über kurz oder lang auch der Mensch.«
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