Mountainbiker bekommen im Staatswald mehr Platz - damit sollen auch Konflikte mit anderen Nutzern entschärft werden. Es gehe dabei um besonders ausgewiesene Strecken, die auch erfahrenen Mountainbikern Spaß bieten, sagte der Vorstand des landeseigenen Forstbetriebs ForstBW, Felix Reining, am Donnerstag in Freiburg. »Wir wollen legale Angebote schaffen.«
Ein Pilotprojekt umfasst sogenannte Trails in den Forstbezirken Hochschwarzwald, östliche Alb, Schurwald bei Göppingen, Schwäbisch-Fränkischer Wald und Ulmer Alb. Falls das neue Konzept ankommt, soll es die speziellen Wege für die Mountainbiker im ganzen Land geben.
Ein bereits bestehender, rund drei Kilometer langer Trail im Nordosten Freiburgs gilt als Paradebeispiel. Forst Baden-Württemberg (ForstBW) ist im Land für rund ein Viertel der Waldfläche verantwortlich.
Streit im Wald
Mountainbiken sorgt häufig für Streit im Wald, wie die Staatsförster berichteten. Der Zustrom von Menschen habe im Zuge der Coronapandemie deutlich zugenommen. »Es kann durchaus zu gefährlichen Situationen kommen«, warnte Reining. Für ForstBW sei es ein großes Thema, die Besucherströme zu steuern.
Im Wald seien eben nicht nur Radler und Wanderer, sondern auch Jäger und Forstarbeiter unterwegs. Zudem müssten Wildtiere und Pflanzen geschützt werden. »Förster stehen oft irgendwo dazwischen«, lautete das nüchterne Fazit der Waldhüter.
Die Zwei-Meter-Regel im Wald
Für Debatten sorgt immer wieder die sogenannte Zwei-Meter-Regel des Landeswaldgesetzes. Diese besagt, dass Radfahren im Wald grundsätzlich nur auf Wegen erlaubt ist, die mindestens zwei Meter breit sind. Fußwege sind hingegen tabu. »Wir finden die Zwei-Meter-Regelung nicht mehr zeitgemäß«, sagte Mirjam Milad, Geschäftsführerin des Vereins Mountainbike Freiburg. Wichtig sei hingegen, aufeinander zuzugehen, falls es Probleme gebe.
Der Deutsche Alpenverein im Land ist mit Zwei-Meter-Regelung ebenfalls nicht einverstanden. Es müsse grundsätzlich möglich sein, alle Waldwege fürs Spazierengehen, Wandern und Radfahren zu nutzen, heißt es auf der Internetseite des Vereins.
Der Schwarzwaldverein, nach eigenen Angaben der älteste deutsche Wanderverein, vertritt eine vergleichsweise gemäßigte Position: »Wir setzen darauf, dass es auf einer Ebene unterhalb des Gesetzes gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme gibt«, sagte Hauptgeschäftsführer Mirko Bastian der Deutschen Presse-Agentur. Der Verein trete deshalb nicht für oder gegen die gesetzliche Wegeregelung ein.
Ermahnungen und Appelle
De facto kann das Enthalten der Zwei-Meter-Regelung in ausgedehnten Waldgebieten gar nicht überwacht werden. Im Blickfeld sind sogenannte Hotspots wie beispielsweise Freiburg, an denen viele Menschen im Wald sind, wie Förster berichteten. »Man kann ermahnen, appellieren und aufklären«, resümierte Reining. »Die meisten sind einsichtig.«
Arbeit der Vereine
Für Staatsförster ist es wichtig, beim Anlegen der Trails Ansprechpartner bei organisierten Mountainbikern zu finden. Diese müssen dann auch Verantwortung übernehmen: »Wir kontrollieren die Strecken, dabei geht es unter anderem um umgestürzte Bäume«, berichtete Geschäftsführerin Milad von Mountainbike Freiburg. Ihr Verein kümmert sich um ein knappes Dutzend Wege in der Region.
Der Schwarzwaldverein hat unter anderem das Konzept von gemeinsam genutzten Wegen entwickelt, wie Bastian berichtete. »Einen solchen «shared trail» haben wir vor kurzem auch in Freiburg eingeweiht.« Hier gelte es, besondere Rücksicht zu nehmen. Beschwerden über Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern kommen in dem Verein ohnehin selten an.
Deutscher Alpenverein Baden-Württemberg zum Mountainbiking
© dpa-infocom, dpa:230920-99-268236/5