Forbach/Stuttgart (dpa/lsw) - Motorräder werden bei Kontrollen im Schwarzwald verstärkt auf ihre Lautstärke hin untersucht. »Lärm ist ein Thema, mit dem wir uns mehr beschäftigen wollen«, sagte der Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Baden-Baden, Günther Preis. »Die Anwohner gehen so langsam auf die Barrikaden.«
Motorräder sind deutlich lauter als Autos - das zeigte bereits ein im vorvergangenen Jahr vom Landesverkehrsministerium veröffentlichter Bericht. Fast jedes dritte vorbeifahrende Motorrad ist demnach etwa so laut wie ein Presslufthammer oder eine Kreissäge.
Das ist nicht nur nervig für Anwohnerinnen und Anwohner, sondern kann auch krank machen. Das Land will die Menschen deswegen mit einem neuen Aktionsplan besser vor Lärm schützen. »Lärm ist eine große und eine der am meisten unterschätzte Umweltbelastungen für Menschen. Er kann regelrecht krank machen«, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Mit einem Lärmaktionsplan wolle man erreichen, dass niemand mehr gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt werde.
Lärmplanung soll betroffenen Anwohnern helfen
Mehr als 750 Städte und Gemeinden seien von der EU dazu verpflichtet, Pläne zum Schutz vor Lärm aufzustellen. Vor allem kleine Gemeinden schafften es aber oft nicht, die Pläne rechtzeitig zu erstellen, hieß es in einer Mitteilung. Mit dem landesweiten Lärmaktionsplan werde sichergestellt, dass es künftig überall eine Lärmaktionsplanung gebe, sagte Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer (Grüne). Für betroffene Anwohner sei das wichtig. Denn die Lärmaktionspläne seien etwa für Behörden bindend, so Zimmer. »Wenn in einer solchen Planung drinsteht, Tempo 30 wäre sinnvoll, um eine Lärmminderung zu erzielen, dann gibt es keine Straßenverkehrsbehörde mehr, die sagt: Nein, wir machen das nicht.«
Man habe im Südwesten bereits einiges beim Lärmschutz erreicht, etwa durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, Fahrbahnsanierungen oder der Verwendung leiserer Fahrbahnbeläge, so Zimmer. Trotzdem gebe es noch immer hunderttausende Menschen die ganztägig gesundheitskritischen Lärmpegeln an Straßen ausgesetzt seien.
Anwohnerin: Nach 18 Uhr kommen die Raser
Bei einer Kontrolle im Forbacher Ortsteil Herrenwies (Kreis Rastatt) wurden unlängst 30 Motorradfahrerinnen und -fahrer überprüft. Polizeibeamte kontrollierten die Geschwindigkeit und untersuchten eingehend, ob Maschinen manipuliert wurden, beispielsweise am Auspuff. Die Beamten waren unter anderem mit einem Messgerät für den Lärmpegel ausgestattet - bei Verstößen droht eine Geldbuße.
Bei einem Zehntel der in Forbach kontrollierten Zweiräder wurden bauliche Veränderungen moniert, wie ein Polizeisprecher berichtete. Einsätze dieser Art würden fortgesetzt, kündigte Preis an. »Wir sind auch während der Europameisterschaft präsent.«
Eine Anwohnerin beklagte die hohe Lärmbelastung in der warmen Jahreszeit, insbesondere an Wochenenden und Abenden. »Zwischen 18 und 21 Uhr, nach Feierabend, kommen die Raser aus Karlsruhe und Pforzheim«, berichtete die 68-Jährige.
Auch französische Gendarmerie bei Kontrolle im Schwarzwald dabei
An der Kontrolle in der Nähe des Schwarzenbach-Stausees waren drei Motorrad-Gendarmen auf dem Elsass beteiligt. »Die Technik-Inspektion ist gründlicher als bei uns in Frankreich«, resümierte der Chef der Staffel, Sacha Damm. Im Rahmen der deutsch-französischen Polizeizusammenarbeit werde auch in den Vogesen gemeinsam kontrolliert. Die Gendarmerie gehört im Nachbarland zu den Streitkräften, nimmt aber auch Polizeiaufgaben wahr.
Krach von Motorrädern ist auch in anderen Regionen des Landes ein Thema. Seit fünf Jahren gibt es in Baden-Württemberg die Initiative Motorradlärm, bei der zahlreiche Kommunen eingebunden sind.
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