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Ministerin Schopper will Handynutzung an Schulen im Land einschränken

Schnell mal in der Pause die neuesten Tiktok Videos schauen, unter dem Tisch während des Unterrichts WhatsApp Nachrichten checken. Damit könnte an den Schulen in Baden-Württemberg bald Schluss sein.

Ein Schild mit einem durchgestrichenen Handy-Symbol weist in einer Schule auf das Handyverbot hin.
Ein Schild mit einem durchgestrichenen Handy-Symbol weist in einer Schule auf das Handyverbot hin. Foto: Jens Kalaene/dpa
Ein Schild mit einem durchgestrichenen Handy-Symbol weist in einer Schule auf das Handyverbot hin.
Foto: Jens Kalaene/dpa

STUTTGART. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will die private Nutzung von Handys an Schulen im Land einschränken. Alle Schulen sollen verpflichtet werden, sich eigene Regeln im Umgang mit Smartphones zu geben. »Es geht mir um den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen«, sagte Schopper. Die negativen Einflüsse von Smartphones seien inzwischen ausreichend belegt. Als Beispiele nannte sie die Folgen für die Konzentrationsfähigkeit, das Lernvermögen und die mentale Gesundheit. Auch könnten diese zu Cybermobbing oder emotionaler Vereinsamung führen. »Es ist Zeit, zu handeln«, so die Ministerin.

Ein generelles Handy-Verbot an Schulen sei jedoch nicht geplant. Wie genau die Regeln aussehen sollen, sagte Schopper indes nicht. Vorstellen könne sie sich, dass Handys in der Schule etwa im Flugmodus bleiben. Nur in entsprechenden Unterrichtszeiten solle die Nutzung erlaubt sein, um etwa im Internet zu recherchieren. Auch die Interessen der Eltern sollen über die Elternvertretungen einbezogen werden. Nur so könnten die Handyregeln am Ende akzeptiert werden, sagte Schopper. Aus dem Kultusministerium hieß außerdem, die Regeln müssten die Altersangemessenheit berücksichtigen – etwa an beruflichen Schulen, wo Erwachsene unterrichtet würden. Bislang liegt es im Ermessen der Schulen, ob sie die Nutzung von Handys verbieten.

Generelles Handy-Verbot an Schulen ist nicht geplant

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßte den Vorstoß für einheitliche Regelungen zur Handynutzung. »Bisher müssen die Schulen dies individuell regeln, was regelmäßig zu größeren Diskussionen mit der Schüler- und Elternschaft führt. Insofern wäre eine klare und einheitliche Regelung seitens der Kultusverwaltung sehr zu begrüßen«, sagte der Landesvorsitzende Gerhard Brand. Um den Umgang mit KI und Sozialen Medien zu erlernen, benötigen Schüler aber digitale Endgeräte. Der Einsatz dieser Geräte müsse jedoch an unterrichtliche Zwecke gebunden sein, so Brand.

Anders sieht es die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Monika Stein: »Handys aus den Schulen zu verbannen, macht keinen Sinn und ist realitätsfern.« Außerdem hätten die meisten Schulen bereits Regelungen zum Umgang mit Smartphones. Eine Tabuisierung von Smartphones in der Schule würde nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft Kinder und Jugendliche mit sensiblen Inhalten im Zweifel alleine lassen.

Von der Opposition im Landtag gab es positive Reaktionen. Der Bildungsexperte der SPD-Fraktion Stefan Fulst-Blei hält das Vorhaben der Ministerin an sich für richtig. Grundsätzlich sei es aber besser, wenn die Kultusministerin Dinge erst ausarbeiten würde, bevor sie sie ankündigt. »Wir erwarten nach der Ankündigung jetzt auch konkrete Vorschläge aus dem Kultusministerium. Ein kommunikatives Desaster wie bei Kompass 4 muss auf jeden Fall verhindert werden,« so Fulst-Blei.

Zustimmung aus der Opposition

Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion äußerte ebenfalls Zustimmung. Die unkontrollierte Nutzung in den Schulen führe zu Konzentrationsproblemen und beeinträchtige die schulische Leistung wie auch das soziale Miteinander, sagte Kern. »Deshalb setze ich mich für klare und nach Klassenstufen differenzierte Regeln ein.« Darüber hinaus entscheidend sei aber eine umfassende Medienbildung, die jungen Menschen helfe, einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten zu erlernen und entwickeln. »Deshalb setze ich mich dafür ein, Mediendidaktik in der Lehrkräfteausbildung verbindlich zu verankern und Schüler gezielt auf die Chancen und Risiken der digitalen Welt vorzubereiten«, so der ehemalige Gymnasiallehrer.

Die Neuregelung zur Handynutzung an Schulen will Kultusministerin Schopper relativ schnell umsetzen und noch in eine ohnehin geplante Änderung des Schulgesetzes einbauen, so ein Sprecher. Dies solle noch vor der Sommerpause passieren. (GEA)