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Ministerin erwartet Bau neuer Wohnheimplätze für Azubis

Für viele beginnt nach dem Schulabschluss ein neuer Lebensabschnitt: eine Ausbildung. Zu Hause auszuziehen, können sich aber nur wenige leisten. Wohnheimplätze sind rar.

Wohnhäuser
Azubis können sich eine eigene Wohnung sehr selten leisten. (Archivbild) Foto: Marijan Murat/DPA
Azubis können sich eine eigene Wohnung sehr selten leisten. (Archivbild)
Foto: Marijan Murat/DPA

Baden-Württembergs Bauministerin Nicole Razavi rechnet in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Wohnheimplätzen für junge Menschen. Die CDU-Politikerin sagte der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart, man sei mit 20 Interessenten in konkreten Gesprächen zum Bau zusätzlicher Unterkünfte. »Dahinter stecken 800 Wohnheimplätze.« Der Bund stellt dem Land durch das Förderprogramm »Junges Wohnen« jährlich 32,5 Millionen Euro zur Verfügung. 

Das Geld sei für den Bau von Wohnheimplätzen und die Modernisierung bestehender Einrichtungen gedacht. »Ich rechne damit, dass erste Bauprojekte 2025 gestartet werden können und ein Jahr später die ersten Wohnungen oder Zimmer von den Auszubildenden bezogen werden.« 

Land will junge Menschen halten

Für den ersten Förderaufruf gab es 74 Interessenbekundungen, wie die CDU-Politikerin mitteilte. Darunter waren auch viele kommunale Wohnungsbauunternehmen. »Insgesamt könnten dadurch 3.300 zusätzliche Wohnheimplätze entstehen, wenn alle Interessenten ihre Vorhaben umsetzen.« Die jungen Menschen, die gerade in Ausbildung seien oder in den nächsten Jahren damit starteten, seien die Fachkräfte von morgen. »Für junge Leute ist es vor allem in Ballungsräumen schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden.« Wie viele Wohnheimplätze es im Südwesten insgesamt gibt, ist nicht bekannt.

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, erklärte, ohne bezahlbaren Wohnraum riskiere das Land das Abwandern junger Menschen. »Die Wohnungsnot muss dringend angegangen werden«, sagte Stoch laut einer Mitteilung. »Deshalb fordern wir auf jeden Euro, der aus Bundesmitteln kommt, einen Euro aus der Tasche des Landes!« 

Ausbildungshaus in Heidelberg mit Modellcharakter

Derzeit gibt es im Land nach Angaben des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags vor allem Wohnheimplätze an Standorten von Landesberufsschulen, in denen Auszubildende bezahlbare Unterkünfte für den Zeitraum des Besuchs der Berufsschule finden. Günstige Plätze für Azubis, die eine Unterkunft während der gesamten Ausbildungsdauer bieten, sind dagegen eher selten. In Ballungsräumen und Universitätsstädten sehen laut einer IHK-Umfrage zur Aus- und Weiterbildung ein Fünftel der Unternehmen die Wohnraumsituation als Hindernis bei der Gewinnung von Azubis. In Städten wie Freiburg seien es sogar 43 Prozent.

Freiburg schob bereits Pilotprojekt an 

Freiburg kündigte bereits im Frühjahr an, 24 Millionen Euro in ein neues Wohnheim für Auszubildende zu investieren. Das Projekt mit 89 Wohnungen richtet sich an Arbeitgeber, die Auszubildende unterbringen wollen. Nach damaligen Äußerungen von Baubürgermeister Martin Haag in der »Badischen Zeitung« handelt es sich bei dem Wohnheim auch überregional um »ein absolutes Pilotprojekt«. 

DGB-Landesvize Maren Diebel-Ebers sagte: »Wohnheime für Auszubildende muss man in Baden-Württemberg mit der Lupe suchen.« Eine positive Ausnahme sei das Ausbildungshaus in Heidelberg. Dort mieten die Arbeitgeber Zimmer für ihre Azubis an. Die Auszubildenden zahlen eine moderate Miete. Das Ausbildungshaus habe Modellcharakter. »Wir brauchen schnell mehr davon. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende ist hoch. Das hören wir sowohl von den Auszubildenden als auch von den Arbeitgebern.« Man erwarte, dass die Landesregierung endlich eine Förderrichtlinie für das Bundesprogramm auf den Weg bringe. Andere Bundesländer hätten das längst getan.

© dpa-infocom, dpa:240810-930-199385/2