Bei den Ermittlungen zur anhaltenden Gewaltserie im Raum Stuttgart wollen Polizei und Landeskriminalamt (LKA) den Druck auf die beiden rivalisierenden Gruppen erhöhen und dabei auch strategischer vorgehen. Unter anderem soll das LKA künftig rund um die Führungsriegen ermitteln, während die Polizeipräsidien in der Fläche das Umfeld der Gruppen und ihre Mitläufer in den Blick nehmen werden, wie Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag in Stuttgart ankündigte.
Seit Juli 2022 gibt es im Großraum Stuttgart immer wieder Auseinandersetzungen von zwei rivalisierenden, multiethnischen Gruppen. Höhepunkt dieser blutigen Bandenfehde war bislang der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen) im vergangenen Juni.
Nach Angaben von Innenministerium und LKA handelt es sich bei den insgesamt rund 550 Anhängern und Unterstützern vor allem um junge und der Polizei bereits bekannten Männer. »Einige von ihnen haben einen Migrationshintergrund, im Kern der Gruppen finden sich zudem mehrere Personen kurdischer Volkszugehörigkeit«, sagte Strobl. Die Gruppen kommen vor allem aus den Regionen Zuffenhausen und Göppingen sowie Stuttgart und Esslingen.
Nicht ganz klar ist bislang, warum sich die beiden Gruppen zusammengeschlossen haben und aus welchem Grund sie sich eigentlich so blutig bekämpfen. »Es handelt sich auch nicht um organisierte Kriminalität im klassischen Sinn, auch nicht um familiäre Clans oder um die klassische Bandenkriminalität«, teilten Innenministerium und LKA mit. Die Gewalt sei nach zumeist wechselseitigen Ehrverletzungen eskaliert, es gehe um territoriale Machtansprüche und das Motto »Crime als Lifestyle«, mit dem sich viele in den Gruppen stark identifizierten.
Insgesamt sind im Rahmen der Gewaltserie nach LKA-Angaben bislang 56 Menschen festgenommen worden, die meisten sitzen im Gefängnis.
Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft
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