Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete das Vorhaben am Donnerstag umgehend als abwegig. Ein solcher Vorschlag senke die Attraktivität und das Niveau der Ausbildung für angehende Lehrkräfte noch weiter. Auch die Oppositionspartei SPD erteilte der Idee eine Absage und warnt: »Eine zusätzliche Wochenstunde einzuführen, ist nicht banal und erhöht die Unterrichtsverpflichtung deutlich.« Nach Ansicht von SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei könnten sich Referendare zurückziehen oder Interessenten abgeschreckt werden.
Gerhard Brand, Landeschef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), wies den Vorstoß ebenfalls zurück. Ein Referendar brauche um die fünf Stunden, um eine Unterrichtsstunde vorzubereiten. »Wenn er eine Stunde mehr Unterricht hält, hat er also einen Mehraufwand von fünf Stunden«, sagte er. Der Vorstoß bedeute Überforderung für Referendare und Verschlechterung der Ausbildung.
GEW und VBE bekräftigten ihre Forderung nach mehr Studienplätzen für Lehramtsstudenten, um dem Lehrermangel abzuhelfen. Außerdem müssten angehende Lehrkräfte im Studium besser begleitet werden.
Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) hatte in den Tagen zuvor von Berufsverbänden und Gewerkschaften bereits erhebliche Kritik geerntet für Überlegungen, Teilzeit-Lehrer zu mehr Unterricht zu verpflichten.
Im Südwesten gibt es gut 110.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen. Die Zahl der Referendare liegt nach Angaben des VBE bei etwa 4700 für Gymnasien und die anderen Schularten. Ohne Gymnasien seien es etwa 2800 Lehrkräfte in Ausbildung.
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