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Maschinenbauer weiter von China abhängig

Maschinenbauer machten in der Vergangenheit sehr gute Geschäfte mit China. In letzter Zeit ist aber einiges ins Rutschen gekommen, was auch der Branche im Südwesten Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Die Suche nach Alternativen hat längst begonnen.

Produktion
Produktion von elektronischen Steuerungen. Foto: Bernd Weißbrod
Produktion von elektronischen Steuerungen.
Foto: Bernd Weißbrod

Für die Maschinenbauer im Südwesten ist China weiter sehr wichtig - die Branche blickt aber mit Sorge auf die dortigen Entwicklungen und versucht, neue Märkte zu finden. Die Ziele der chinesischen Führung, Taiwan bis 2027 zu integrieren, müsse man sehr ernst nehmen, sagte der Vorsitzende des Maschinenbauverbands VDMA in Baden-Württemberg, Mathias Kammüller, der Deutschen Presse-Agentur. »Das wäre der Worst Case, wenn es so käme.« Kurzfristig gehe er aber nicht davon aus, dass sich die Beziehungen erheblich verschlechtern.

China ist für die Maschinenbauer in Baden-Württemberg, die sich am Mittwoch zu einer Mitgliederversammlung mit Gästen aus der Politik in Fellbach treffen, das zweitwichtigste Exportland nach den USA. Vor allem High-Tech-Maschinen seien in China nach wie vor stark gefragt, so Kammüller, der Gesellschafter und Vorstand beim Laserspezialisten Trumpf ist. Im mittleren Segment hingegen seien die Chinesen schon sehr viel wettbewerbsfähiger. »Da tun sich viele schwer.«

Viele Firmen aus Baden-Württemberg produzierten auch in der Volksrepublik für den dortigen Markt. »Das ist ein gutes Geschäft.« Dazu komme, dass China ein wichtiger Beschaffungsmarkt sei. Bei einigen Teilen - wie etwa optischen Komponenten - gebe es kaum Alternativlieferanten. »Wenn die Entwicklung der letzten anderthalb Jahre so weitergeht und die Handelsbeschränkungen noch stärker werden, dann wird es für unser Geschäft schwierig«, so Kammüller.

Hoffnungen setzen die Maschinenbauer aus Baden-Württemberg in die USA: Im ersten Halbjahr 2022 wuchs das Exportvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Fünftel. Auch das restliche Asien sei ein guter Wachstumsmarkt, Südamerika habe sich ebenfalls gut entwickelt.

Die Diskussionen um chinesische Investitionen in Deutschland der letzten Wochen hat der VDMA im Südwesten ebenfalls verfolgt. Der Fall des Betonpumpenbauers Putzmeister, der 2012 von einem chinesischen Investor übernommen worden war, habe aber gezeigt, dass es dadurch erstmal keine Verschlechterung gegeben habe. »Im Gegenteil, es haben sich neue Absatzmärkte entwickelt«, sagte Kammüller.

Auf der anderen Seite sei es aber für deutsche Firmen nach wie vor sehr schwer, chinesische Hersteller zu übernehmen. Mit Trumpf hätten sie für so ein Unterfangen drei Jahre gebraucht - und seien erst nach Intervention der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Zug gekommen, erzählte Kammüller. Die EU und die Bundesregierung seien aber zuletzt deutlich aufgewacht und begleiteten Verfahren viel kritischer als zuvor, sagte VDMA-Geschäftsführer Dietrich Birk.

Generell blicken die Maschinenbauer im Südwesten vergleichsweise optimistisch in die kommende Zeit, spüren jedoch auch die Belastungen Derzeit helfe der große Auftragsbestand, es zeichne sich aber eine leichte Delle bei den Auftragseingängen ab. Beim Umsatz erwartet die Branche für kommendes Jahr immer noch ein leichtes Wachstum.

© dpa-infocom, dpa:221122-99-611480/2