Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr will 2022 die Folgen der Corona-Krise hinter sich lassen. Der neue Konzernchef Jochen Weyrauch sagte am Donnerstag in Bietigheim-Bissingen: »Wir wollen unser profitables Wachstum fortsetzen.« Die Chancen dafür stehen gut, denn die Auftragsbücher des Lackieranlagen-Herstellers sind prall geführt. Schon im vergangenen Jahr profitierte Dürr dank der allgemeinen Konjunkturerholung von der regen Nachfrage seiner Kunden und schrieb auch unter dem Strich wieder schwarze Zahlen.
Der Ausblick lag im Rahmen der Markterwartungen. Beim Umsatz peilt das Management demnach im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum um mindestens zehn Prozent auf 3,9 bis 4,2 Milliarden Euro an. Beim Nachsteuerergebnis wird ein noch weitaus kräftigerer Zuwachs auf 130 bis 180 Millionen Euro angestrebt. Dabei soll sich auch im Tagesgeschäft die Profitabilität deutlich verbessern. Die bereinigte operative Marge - also der Anteils des Gewinns am Umsatz - soll auf 6,5 bis 7,5 Prozent klettern, nach 5,6 Prozent im vergangenen Jahr.
2021 gingen bei Dürr infolge der wieder anziehenden Konjunktur so viele Bestellungen ein wie noch nie, der Auftragseingang stieg vorläufigen Berechnungen zufolge um knapp ein Drittel auf 4,3 Milliarden Euro. Das sind gute Startvoraussetzungen für den erst seit Jahresbeginn amtierenden Weyrauch, der vorher bereits lange im Vorstand von Dürr gesessen hatte und zuletzt als Vize-Konzernchef das Kerngeschäft verantwortete. Allerdings rechnet das Management gleichzeitig damit, dass die aktuellen Lieferkettenprobleme noch besonders im ersten Halbjahr 2022 anhalten werden.
Gleichzeitig stellt Weyrauch seinen Ausblick auch unter die - aktuell nur schwer zu bemessende - Voraussetzung, »dass die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf die Weltwirtschaft sich in Grenzen halten«. Am Donnerstag begann Russland mit dem Angriff.
Der Dürr-Konzern stellt unter anderem Lackier- und Endmontageanlagen sowie Maschinen- und Robotertechnik her. Den Löwenanteil des Umsatzes macht das Unternehmen mit der Autoindustrie. Die Tochter Schenk ist eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer für Auswucht- und Diagnosetechnik, mit der Homag Gruppe gehört zudem ein Spezialist für Holzbearbeitungsmaschinen zum Konzern.
Im vergangenen Jahr trieb vor allem Homag das Wachstum bei Dürr an, die Gruppe profitierte von den wieder anziehenden Investitionen der Möbelindustrie und dem Trend zum klimafreundlichen Bauen. Deutliche Zuwächse verzeichnete sie auch im Geschäft mit der Autobranche, die 2020 ihre Ausgaben noch kräftig zurückgefahren hatte.
Konzernweit stieg der Umsatz um 6,4 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wurde auf 199 Millionen Euro in etwa verdoppelt. Unterm Strich kehrte Dürr mit rund 85 Millionen Euro in die schwarzen Zahlen zurück - 2020 hatte die Pandemie noch knapp 14 Millionen Euro an Verlust gebracht. Weyrauchs Vorgänger Ralf Dieter hatte darauf mit einem Sparprogramm inklusive Stellenabbau reagiert. Die Zahl der Mitarbeiter stieg aber zuletzt, größtenteils wegen Übernahmen im In- und Ausland. Ende 2021 beschäftigte der Konzern 17 800 Menschen.
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