Sebastian Hoeneß grinste. Die rasante Entwicklung beim VfB Stuttgart sei schlicht »verrückt«. »Verrückt« passte für ihn zum schnellen Aufstieg von Jamie Leweling hin zum Nachrücker im Aufgebot von Bundestrainer Julian Nagelsmann ebenso wie für das gesamte Kontingent der Fußball-Nationalspieler beim Vizemeister. Sechs Profis des VfB Stuttgart zählen zum deutschen Aufgebot. Sie alle können sich am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) im Duell mit der TSG 1899 Hoffenheim noch einmal nachdrücklich empfehlen.
Auch Leweling würde sicher gern mit einem starken Auftritt zum Treffpunkt des Nationalteams am Montag reisen. »Er bringt ein Profil mit, das spannend ist für jeden Trainer«, sagte Hoeneß und lobte den 23-Jährigen ausdrücklich: »Er hat sich sukzessive weiterentwickelt. Super-Geschichte. Er hat in der jüngsten Vergangenheit richtig gute Spiele gemacht. Tore gemacht, gut verteidigt.«
Leweling war nicht von Anfang an für die beiden Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina am kommenden Freitag in Zenica und drei Tage darauf in München gegen die Niederlande berücksichtigt worden. Er profitierte davon, dass Bayern-Star Jamal Musiala mit Hüftproblemen verletzt ausfällt.
Leweling spiele eine »große Rolle« in Nagelsmanns Überlegungen, berichtete Hoeneß. »Anscheinend ist sie so groß, dass er jetzt der erste Nachrücker ist. Das ist schon sensationell. Für ihn. Für uns alle. Jetzt will er direkt beweisen, dass er da hingehört.«
Auch Karazor berufen
Nach Chris Führich, Deniz Undav, Maximilian Mittelstädt, Angelo Stiller und Alexander Nübel ist Leweling der nächste VfB-Nationalspieler. So viele Profis bei Nagelsmann stellt kein anderer Bundesligist. Dabei ist ein Kandidat wie Außenverteidiger Josha Vagnoman sogar noch angeschlagen und auch für das Duell mit Hoffenheim fraglich. Kapitän Atakan Karazor ist zudem erstmals in die türkische Nationalmannschaft berufen worden.
Es hätte sich lohnen können, hätten die neuen Nationalspieler des VfB in der Kabine stets etwas ausgeben müssen. »Das haben wir versäumt, einzuführen«, meinte Hoeneß schmunzelnd.
Der Transfer von Leweling war im Sommer 2023 auch mit Skepsis beobachtet worden. Für den einen oder anderen sei sein Aufstieg gerade am Anfang der vergangenen Saison nicht absehbar gewesen, meinte Hoeneß. Leweling war zunächst auf Leihbasis vom 1. FC Union Berlin zu den Schwaben gewechselt, nach der vergangenen Spielzeit verpflichteten die Stuttgarter ihn fest. Noch in der Vorbereitung war Hoeneß mit ihm nicht zufrieden, weil er die »Klarheit in seinem Spiel« habe vermissen lassen.
Hoeneß über Lewelings Entwicklung: »Jetzt ist er auch effektiv«
»Es ging jetzt sehr schnell. Das sieht er selber ähnlich«, sagte Hoeneß über die Nationalmannschaftsnominierung. »Die Bereitschaft war immer da. Körperlichkeit, Zweikampfstärke und Wucht hat er schon immer gezeigt. Jetzt ist er auch effektiv.«
Leweling wird dies am Sonntag beweisen können. Aus anderen Gründen birgt das Duell mit den Hoffenheimern Brisanz. Der frühere VfB-Coach Pellegrino Matarazzo war nach den vier Bundesliga-Niederlagen in Serie unter Druck geraten. Das 2:0 am Donnerstag in der Europa League gegen Dynamo Kiew sorgte zumindest für etwas Ruhe.
Was wird aus Nübel?
Zudem kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden Torhüter Nübel und Oliver Baumann. Nach der schweren Knieverletzung von Marc-André ter Stegen rücken die beiden bei der Nationalmannschaft ins Rampenlicht. Nagelsmann hatte dem Hoffenheimer Baumann sein Debüt zugesichert. Ob Baumann beide anstehende Länderspiele bestreiten wird, ließ er offen. Auch Nübel darf also hoffen, zu seinem ersten Länderspiel zu kommen.
»Das Spiel hat vielleicht noch mal einen Extrareiz«, sagte Hoeneß. Ob das Duell jetzt noch mal einen Ausschlag gebe, ob Nübel zum Einsatz komme, wisse er nicht. »Es hilft einfach, gute Leistungen zu bringen. Ich habe aber keine Sorge, dass es für Alex zu wichtig ist, dass er das als wegweisend für sich wahrnimmt«, so Hoeneß: »Alex ist extrem ambitioniert und ehrgeizig, um auch in diesem Spiel zu glänzen.«
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