Erst soll er die Mutter seines Sohnes mit einem Ladekabel erdrosselt und dann ihre Leiche über den Balkon in ein Gebüsch geworfen haben: Ein 22-Jähriger hat vor dem Landgericht Konstanz gestanden, seine Lebensgefährtin getötet zu haben. »Es ist alles zu viel geworden«, sagte er am Dienstag zu Prozessbeginn. Angeklagt ist der Deutsche wegen Mordes und Tierquälerei. Er soll auch die Katze der 24-Jährigen getötet haben. Hass und Wut haben ihn laut Staatsanwaltschaft zu den Taten in Stockach (Kreis Konstanz) getrieben.
Die junge Mutter war laut Anklage mit dem schlafenden Säugling in ihrer Wohnung als es am 13. Januar zum Streit kam. Sie soll dem 22-Jährigen Unaufmerksamkeit und Affären mit anderen Frauen vorgeworfen haben. Aus Wut über die Vorwürfe soll der Angeklagte die junge Frau im Wohnzimmer erst mit den Händen gewürgt und, als sie zu Boden fiel, mit dem Ladekabel erdrosselt haben. Nach der Tat soll er ihre Leiche zum Balkon geschleift und sie über das Geländer in ein Gebüsch geworfen haben. Dort wurde die Tote Tage später gefunden.
Ihre Schwester hatte sie wenige Stunden nach der Tat vermisst gemeldet. Angehörige und Polizei hatten nach ihr gesucht. Laut Zeugenaussagen hatte sich auch der Angeklagte betroffen gezeigt. Seinem Umfeld hatte er demnach erzählt, dass seine Partnerin verschwunden sei und ihn mit dem Kind zurückgelassen habe. Das wollte ihm die Familie des Opfers nicht glauben. Nach dem Fund der Leiche kam er in Untersuchungshaft.
In den Tagen zwischen der Tat und dem Leichenfund hatte er das Kind eigenen Angaben nach bei seiner Mutter abgegeben und nach Ablenkung gesucht mit Freunden, Drogen und Alkohol. Auch Frauen soll er in dieser Zeit angeschrieben haben. Weil ihn die Katze in der Wohnung genervt habe, habe er sie totgetreten und in einem Karton auf dem Balkon deponiert, erklärte er vor Gericht.
Erst nach dem Tod seiner Partnerin habe er realisiert, was er getan habe, sagte der 22-Jährige. Er sei in Rage geraten und habe im Wahn gehandelt. Er habe dabei unter Drogen gestanden. Nach der Tat habe er den gemeinsamen Sohn angezogen und sich mit einem Freund bei Rewe getroffen, um sich abzulenken. Staatsanwaltschaft und Zeugenaussagen sprechen allerdings nicht von einer Drogensucht.
Kennengelernt habe er die 24-Jährige 2021, im gleichen Jahr seien sie zusammengekommen. »Die Beziehung war kompliziert«, sagte er. Immer wieder hätten sie sich getrennt. In den Trennungsphasen seien auch andere Frauen im Spiel gewesen. Die Beziehung sei auch belastet gewesen, weil er sich mehr seiner Freizeit und dem Fitnessstudio gewidmet habe, statt seiner Partnerin und dem Familienleben.
Beide hatten auch jeweils ein Kind aus vorherigen Beziehungen, die bei den jeweiligen Partnern leben. Um den gemeinsamen Sohn kümmert sich nun die Schwester des Opfers, die sich als Nebenklägerin dem Verfahren angeschlossen hat. Für den Prozess sind drei weitere Termine angesetzt. Ein Urteil könnte am 7. Juni fallen.
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