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Landkreis Rottweil knapp unter 400er-Inzidenz: Lage diffus

Der Landkreis Rottweil bekämpft gerade eine Explosion von neuen Corona-Fällen. Landrat Michel hofft, dass sich die Lage nicht verschlimmert. Einige Bürger missachten seiner Einschätzung nach die Regeln.

Coronavirus
Ein Schild mit der Aufschrift »Mundschutz tragen«. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archiv
Ein Schild mit der Aufschrift »Mundschutz tragen«. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archiv

ROTTWEIL. Die Corona-Infektionen explodieren im Landkreis Rottweil: Noch am Freitag verzeichnete der Landkreis 299,5 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche - bis Montag war dieser Wert auf 399,6 gestiegen. »Wir sind leider Platz eins in Baden-Württemberg. Wir haben eine deutliche Zahl an Infektionen in den Pflegeheimen des Kreises mit einem insgesamt diffusen Infektionsgeschehen im Kreis«, erklärte Landrat Wolf-Rüdiger Michel am Dienstag in Rottweil.

In rund der Hälfte der 20 Pflegeheime der Region hätten sich Dutzende Bewohner und Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. »Das Virus ist mitten in der Bevölkerung angekommen«, sagte Michel. Er hoffe, dass es nicht zu einem Fiasko kommt, wenn die Corona-Regeln nicht befolgt werden. Der Landkreis Rottweil hat 140 000 Einwohner. Im Kreis gibt es Wolf zufolge nur eine Gemeinde, Schenkenzell mit seinen rund 1750 Einwohnern, die infektionsfrei sei. Landesweit an zweiter Stelle mit dem Sieben-Tage-Inzidenzwert steht der Neckar-Odenwald-Kreis (367,6).

»Wir werden auf eine eigene Landkreisverfügung verzichten, weil wir keinen Hotspot sehen«, erklärte Thomas Seeger, Amtsleiter im Ordnungsamt Rottweil. Damit ist ein fixer Ort oder ein fixes Ereignis gemeint, auf das sich die hohe Infektionszahl zurückführen lässt. Stattdessen gebe es ein diffuses Geschehen, das sich mit den Maßnahmen der Landesverordnung in den Griff bekommen lasse, hieß es. Mit einem Abflachen der Fälle werde im Januar gerechnet.

Das Problem der steigenden Zahlen ist nach den Worten von Wolf der laxe Umgang der Bürger mit den Regeln. »An den Bushaltestellen tragen wenige Menschen Masken. Ehepaare gehen gemeinsam einkaufen.« Dies sei zwar erlaubt. Aber nicht alles, was erlaubt sei, müsse man auch machen. Die Verantwortlichen seien dabei, die Zahlen zu minimieren. Aber: »Jede Reise, jeder Kontakt ist eine Risikoerhöhung«, sagte Michel. In einer Demokratie könne man nur auf die Einsicht der Menschen setzen. Dies sei der Unterschied zu China, wo ganz andere Mittel angewendet würden. Viele Gottesdienste sind laut Wolf schon abgesagt worden, andere würden noch abgesagt. Der Landrat appellierte an die Freikirchen, ebenso Verantwortungsbewusstsein zu zeigen und Gottesdienste abzusagen.

Petra Sostak, stellvertrende Gesundheitsamtsleiterin, sprach von 556 neuen Fällen allein in der vergangenen Woche. Das seinen so viele wie in der gesamten ersten Welle bis Mitte Mai, sagte Wolf. Allerdings wird Sostak zufolge auch viel getestet, dabei würden auch die asymptomatischen Fälle erfasst. (dpa)