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Landesbank-Chef: Bürokratie Zeichen alternder Gesellschaft

Die Bürokratie ist aus Sicht des Chefs der größten deutschen Landesbank auch ein Ausdruck der alternden Bevölkerung. Politische Vorgaben seien am Ende ein Abbild einer Kultur mangelnder Risikobereitschaft und Eigenverantwortung, sagte der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Rainer Neske, im Wirtschaftspresseclub in Stuttgart. Der Staat wiederum verspreche den Bürgern, Risiken von ihnen fernzuhalten. »Das ist ein Henne-Ei-Problem. Es ist aber auch das Problem einer alternden Bevölkerung, die nicht mehr risikobereit ist.«

LBBW-Chef Rainer Neske
Rainer Neske, Chef der Landesbank Baden-Württemberg. Foto: Sebastian Gollnow
Rainer Neske, Chef der Landesbank Baden-Württemberg.
Foto: Sebastian Gollnow

Mittlerweile gebe es einen gigantischen Perfektionsanspruch. Dadurch sei mittlerweile alles so komplex geworden, dass eine Überforderung der Unternehmen drohe. »Bei jedem Thema ruft irgendeine Gruppe nach dem Schutz für ihre Vergangenheit, für ihre Privilegien, für ihren Schutz, für ihre Möglichkeit, sich möglichst nicht zu verändern - und sei es durch staatliche Hilfe.« Nötig sei daher, über das Klagerecht zu sprechen. »Wenn wir diesen Gordischen Knoten nicht durchhacken, dann werden wir nirgendwo sein.« Beim Aufbau der LNG-Terminals in der Nordsee sei das ausnahmsweise geschehen.

Es gebe aber auch Hoffnung für schnelle Veränderungen. Als Fridays for Future erstmals auf die Straße gingen, habe er erstmals das Gefühl gehabt, dass Unternehmer feststellten: »Scheiße, da passiert gerade was.« Das habe einen ersten Bruch gegeben, in der Autobranche habe plötzlich jeder auf E-Mobilität gesetzt. Auch die gestiegenen Energiepreise seien ein Auslöser: »Der Preis treibt die Unternehmen schneller in die nachhaltige Energieversorgung als jede andere Diskussion. Und zwar innerhalb von anderthalb bis zwei Jahren.«

© dpa-infocom, dpa:230302-99-800183/2