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Land rüstet gegen Cyber-Täter auf

Netz-Kriminelle sind schwer zu fassen und agieren hochprofessionell. Das Land rüstet mit dem neuen Cybercrime-Zentrum auf und verweist auf erste Erfolge. Doch noch steht man am Anfang.

Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg
Ein Mitarbeiter des Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg, sitzt an seinem Arbeitsplatz. Foto: Uli Deck/DPA
Ein Mitarbeiter des Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg, sitzt an seinem Arbeitsplatz.
Foto: Uli Deck/DPA

Baden-Württemberg sagt der Netz-Kriminalität den Kampf an. Noch steht das zum Jahresbeginn gestartete Cybercrime-Zentrum in Karlsruhe am Anfang. Doch vom Schlag gegen Callcenter-Betrüger über die Verhinderung von Kindesmissbrauch bis hin zur Ermittlung von Drohanrufern - wenige Monate nach dem Start verkündete Justizministerin Marion Gentges (CDU) am Mittwoch bei einem Besuch des Zentrums schon Erfolge. Um teils hochprofessionell agierenden Cyber-Kriminellen das Handwerk legen zu können, sucht das Land aber noch IT-Fachleute.

Von den 50,5 vorgesehenen Stellen sind derzeit 24 besetzt. Darunter sind 13 Staatsanwälte, im August kommt ein IT-Experte vom LKA dazu. Grundsätzlich sei es eine Herausforderung, IT-Fachleute zu bekommen, räumte die Ministerin ein. Löhne wie in der freien Wirtschaft könne man nicht bezahlen, doch das Land habe anderes zu bieten: Neben guten Arbeitsbedingungen mit Teilzeitmöglichkeiten könne man in dem Zentrum einen wichtigen Beitrag leisten, Cyberkriminellen das Handwerk zu legen und zum Beispiel Kinder vor Missbrauch zu schützen. »Wir kämpfen auf der guten Seite der Macht«, so Gentges.

Das Zentrum hat zum 1. Januar 2024 seine Arbeit an der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe aufgenommen. Es ist landesweit zuständig für ermittlungstechnisch besonders anspruchsvolle Verfahren des Cybercrime, also von Straftaten, die sich gegen informationstechnische Systeme richten oder mit Computer- und Informationstechnik durchgeführt werden.

Ob Telefonbetrugsmasche mit vermeintlichen Polizisten, Hackerangriffe auf Firmen mit immensen Schäden oder sexueller Missbrauch: Cyberkriminalität sei der am stärksten wachsende Bereich und könne jeden in unserer Gesellschaft treffen, betonte die Ministerin. Das Fallaufkommen habe sich seit 2017 um 145,5 Prozent erhöht. Im ersten Quartal 2024 sind 210 Verfahren anhängig geworden, aktuell sind es 346 Verfahren.

Erschüttert zeigte sie sich von einem am Mittwoch veröffentlichten Fall, der mit Hilfe der Cybercrime-Spezialisten aufgedeckt wurde. Ein 45 Jahre alter Mann aus dem Raum Esslingen ist in Untersuchungshaft, weil er auf einer Internetplattform live Anweisungen gegeben haben soll, Kinder in Asien zu missbrauchen. »Das sind Straftaten, die an Abscheulichkeit und Widerwärtigkeit kaum zu überbieten sind«, sagte Gentges.

Cyber-Ermittler waren es auch, die Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen einem losen Zusammenschluss von jungen Männern im Internet zuordnen konnten. Beteiligt waren die Südwest-Cyber-Fahnder zudem am »Pandora«-Fall, bei dem Hunderte Ermittler aus Deutschland und anderen Ländern ein riesiges Netzwerk von Telefonbetrügern zerschlagen haben.

Generalstaatsanwalt Peter Häberle sprach von einer großen Herausforderung beim Aufbau des Cybercrime-Zentrums. Man beginne jedoch nicht bei Null. Auf Cyber-Kriminalität spezialisierte Staatsanwälte gab es schon zuvor an den Staatsanwaltschaften in Mannheim und Stuttgart. Einige dieser Spezialisten sind jetzt in Karlsruhe tätig - allen voran Tomke Beddies, die Leiterin des Cybercrime-Zentrums. Die Leitende Oberstaatsanwältin war vorher bei der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart und im Justizministerium unter anderem für Organisierte Kriminalität und verdeckte Ermittlungen zuständig.

© dpa-infocom, dpa:240529-99-203502/3