Die Sorgen von Bruno Labbadia werden nicht weniger. Angesichts der brenzligen Situation des VfB Stuttgart scheint es dem Coach zunehmend schwerer zu fallen, Optimismus im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga zu versprühen. In Unruhe verfällt er aber trotz des erstmaligen Absturzes auf den letzten Tabellenplatz in dieser Saison nicht - zumindest lässt er sie sich nicht anmerken. Und von einer besonderen Drucksituation möchte Labbadia vor dem Spiel beim Champions-League-Anwärter 1. FC Union Berlin auch nichts wissen, obwohl die kritischen Stimmen rund um seine Person nicht leiser werden.
»Ich spüre das nicht«, sagte Labbadia mit hochgezogenen Augenbrauen zwei Tage vor dem Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky). »Der entscheidende Punkt ist, dass es niemanden gibt, der mir mehr Druck macht als ich mir selbst, das kann ich sagen. Es ist nicht der Druck, der mir Probleme bereitet oder meine Zukunft. Viel mehr geht es mir darum, was kann ich jeden Tag tun.«
50 Sachen habe er im Kopf, um den VfB vor dem erneuten Abstieg zu bewahren. Doch viele seiner Überlegungen haben noch nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. Zu häufig leisteten sich die Stuttgarter bisher individuelle Fehler, zu ungefährlich agierten sie vor dem gegnerischen Tor.
Da ist es auch nicht förderlich, dass Stürmer Serhou Guirassy weiter ausfallen wird. Dabei absolvierte der treffsicherste Angreifer des Clubs inzwischen wieder Teile des Mannschaftstrainings. Noch habe er jedoch nicht genug ins Teamspiel zurückgefunden, stellte Labbadia fest. Wann der wichtige Torschütze wieder zum Einsatz kommen könnte, ließ er offen. »Das Signal muss von ihm kommen, dass er sich das zutraut.«
Mit Guirassy-Vertreter Silas Katompa Mvumpa könnte eine weitere Option in der Offensive in Berlin nicht zur Verfügung stehen. Der 24-Jährige kehrte mit muskulären Problemen von der Nationalmannschaft der Demokratischen Republik Kongo zurück.
Der frühere Torjäger Labbadia weiß, dass seine Spieler effizienter werden müssen. Deswegen setzte er in der Länderspielpause auch im vorderen Bereich an. »Wir wollten, dass im Training die Entspanntheit zurückkehrt. Wir haben viele Spielformen gemacht, damit die Spielfreude zurückkehrt. Die Spieler hatten viele Abschlüsse«, sagte er.
Gegen die für ihre Geduld bekannten Unioner gewann der VfB in der Bundesliga noch nie. Zudem wartet der Club seit inzwischen 22 Spielen auf einen Auswärtssieg. Zahlen, die kaum für Hoffnung sorgen.
Labbadia lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Schon gar nicht möchte er sich auf eine System-Diskussion einlassen. »Ich habe es vier Mal schon gemacht und vier Mal geschafft. Ich bin der Letzte, der an etwas festhält, wovon ich nicht überzeugt bin«, sagte der erfahrene Coach, der schon mehrere Vereine rettete.
Die Frage, wie er auf den Ausfall von möglicherweise zwei Angreifern reagieren möchte, ließ der 57-Jährige unbeantwortet. Labbadia braucht dringend Lösungen, um die Kritiker verstummen zu lassen. Gelingt ihm das nicht, werden auch die Sorgen bleiben.
© dpa-infocom, dpa:230330-99-141155/3