Nach dem Déjà-vu-Erlebnis am Samstag hatten Spieler und Trainer des Karlsruher SC zwischen Wut und Vernunft geschwankt. »Es gibt ein paar Momente, da könnte ich Stühle werfen im Büro. Und dann bin ich wieder normal, da kann ich das realistisch einschätzen«, sagte Trainer Christian Eichner nach dem leistungsgerechten 1:1 (1:0) beim 1. FC Nürnberg. Seine Gefühlswelt sei eine »bunte Mischung«, erklärte der 40-Jährige. Und womöglich ist inzwischen auch noch Hoffnung dazu gekommen. Denn in der Frage, ob Lars Stindl im Sommer in die Heimat zurückkehrt, bahnt sich eine Entscheidung an.
Bald nach Ostern werde verkündet, ob der elfmalige Nationalspieler doch noch bei Borussia Mönchengladbach bleibt oder künftig noch mal für den Karlsruher Zweitligisten die Fußball-Schuhe schnürt, berichteten die »Badischen Neuesten Nachrichten«. »Logischerweise hatten wir dieser Tage Kontakt zu Lars, um das Ganze auch mal einzuordnen«, zitierte das Blatt KSC-Coach Eichner. Eine Tendenz habe er beim 34-Jährigen aber nicht ausgemacht.
Die Heimkehr des Offensivmannes würde in Karlsruhe mit Sicherheit für Euphorie sorgen. Zuletzt ist sie nach einer zwischenzeitlichen Serie von fünf Siegen wieder etwas verflogen. Die Freistellung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer sorgte für reichlich Aufsehen, in Nürnberg blieben die Badener zum dritten Mal nacheinander ohne Dreier. Wie schon Anfang Februar beim 1. FC Magdeburg (1:1) kassierten sie am Samstag den Ausgleich, als der Sieg bereits festzustehen schien - in der vierten Minute der Nachspielzeit.
»Wir haben einen Punkt geholt in Nürnberg, von daher fahre ich jetzt nicht mit schlechter Laune nach Hause«, sagte Torhüter Marius Gersbeck, nachdem er den Foulelfmeter von FCN-Profi Kwadwo Duah kurz vor dem Abpfiff nicht hatte halten können. Zuvor hatte Marcel Franke Nürnbergs Christoph Daferner gefoult und dafür die Gelb-Rote Karte gesehen. Mikkel Kaufmann war in der ersten Halbzeit zunächst die Führung für die Gäste gelungen (26.).
Mit nun 36 Punkten kommt der KSC sieben Spiele vor dem Saisonende seinem Ziel trotz des verpassten Siegs immer näher: mindestens 40 Zähler und damit der sichere Klassenverbleib. Er könne mit dem Punkt gut leben, erklärte daher Gersbeck. »Wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen und was unser Ziel ist. Und dem sind wir wieder einen Schritt näher gekommen.« Am Sonntag kommt Arminia Bielefeld. Und womöglich schon vorher neue Bewegung in die spannende Stindl-Frage.
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