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Krieg, Missbrauch, Verwundbarkeit: Springhart hält Rede

Heike Springhart ist noch keine vier Wochen im Amt der evangelischen Landesbischöfin in Baden - schon steht ein wichtiger Termin im Kalender. Sie spricht sehr bedeutsame Themen an. Und es heißt, Abschied zu nehmen.

Heike Springhart
Heike Springhart, Landesbischöfin der badischen Landeskirche, spricht. Foto: Uli Deck
Heike Springhart, Landesbischöfin der badischen Landeskirche, spricht.
Foto: Uli Deck

In einer Art Grundsatzrede ist die neue evangelische Landesbischöfin von Baden, Heike Springhart, vor der Landessynode auf wichtige Aspekte für ihre Amtszeit eingegangen. Dabei tauchte am Dienstag in Bad Herrenalb (Landkreis Calw) immer wieder das Herzensthema der 47-Jährigen auf: Verwundbarkeit. Springhart ist erst seit Anfang April im Amt der Landesbischöfin.

KÜNFTIGE KIRCHE

In Zeiten schwindender Mitglieder kann die Kirche nach Springharts Worten Kraft gewinnen, wenn sie sich verletzlich macht. Kirche müsse offen für das sein, »was uns entgegenkommt«, sagte die Landesbischöfin. »Wir müssen offen und ansprechbar bleiben und uns ehrlich infrage stellen.« So könne ein Wandel gelingen: »Als Christenmenschen sind wir Zukunftskünstlerinnen und Zukunftskünstler.« Kirche sei eine lernende Organisation.

MISSBRAUCH

Opfern sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Landeskirche sprach Springhart Mut zu, diese Taten ans Licht zu bringen: »Fassen Sie sich ein Herz und melden Sie sich!« Die Kirche sei darauf angewiesen, dass diese Menschen sich ihr anvertrauen. Auch sie persönlich stehe dafür zur Verfügung, sagte Springhart.

Wegen unterschiedlicher Bedürfnisse, Kontakt aufzunehmen, gebe es verschiedene Meldestellen und ein anonymes Vertrauenstelefon, sagte sie. Das Thema habe sich mit den Verfahren auch nicht erledigt.

KRIEG

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine macht aus Sicht der Landesbischöfin deutlich, dass friedensethische Grundsätze verletzlich sind. Auf der einen Seite stünden Gewaltlosigkeit und friedliche Konfliktlösung, auf der anderen das Recht auf Selbstverteidigung - auch mit Waffen. Springhart betonte, Kirche stehe auf der Seite der Opfer. Das habe aber Grenzen: »Es steht uns nicht zu, aus der Ferne zu Gewaltlosigkeit aufzurufen.«

Aus Sicht der Bischöfin ist der Krieg für die Orthodoxie eine Zerreißprobe. Die Kontakte zur russisch-orthodoxen Kirche mit dem kremltreuen Patriarchen Kirill seien nicht aufgekündigt, sagte sie auch mit Blick auf die im Sommer in Karlsruhe anstehende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Aber die Kirche müsse sich mit den Positionen Kirills auseinandersetzen.

ABSCHIED

Zudem verabschiedete die Landessynode Springharts Vorgänger Jochen Cornelius-Bundschuh. Synodalpräsident Axel Wermke sprach von einem Abschied mit Wehmut und Dank. Die Zusammenarbeit sei »bereichernd, vertrauensvoll und außerordentlich wohltuend« gewesen.

FORTSETZUNG FOLGT

Die 13. Landessynode trifft sich noch bis Donnerstag im Kurhaus in Bad Herrenalb, am Freitag und Samstag dann digital. Hauptthemen werden Einsparungen etwa bei Gebäuden und weniger hauptamtliche Stellen sein. Allein bei den rund 900 Pfarrstellen erwartet die Landeskirche in den nächsten Jahren einen Rückgang um 30 Prozent. Ihr gehörten Ende 2021 noch rund 1,06 Millionen Menschen an, knapp 30.650 weniger als ein Jahr zuvor.

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