Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich nach einer schwachen Bilanz für 2022 zuversichtlich für den weiteren Bau von Windkraftanlagen im Land gezeigt. »Jetzt beginnt der zweite Hochlauf«, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch bei einem Besuch in der Gemeinde Kleines Wiesental im Kreis Lörrach.
Es gebe einen Stimmungsumschwung - auch Bürgerinnen und Bürger seien bereit, Windräder in ihrer Nähe zu akzeptieren. Unmittelbar nach den Osterferien wolle er eine Bilanz der Genehmigungen ziehen: »Der Stand der Dinge ist relativ gut.«
Nach Zahlen der Bundesnetzagentur wurden im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg nur 41 Windkraftanlagen genehmigt. In Niedersachsen waren es im selben Jahr hingegen 196 neue Räder, in Nordrhein-Westfalen 184. Im selben Zeitraum wurden im Südwesten auch nur 9 neue Windkraftanlagen errichtet, in NRW hingegen 68 und in Niedersachsen 67.
Kretschmann machte neue Ausschreibungsbedingungen für das vergleichsweise dürftige Abschneiden im vergangenen Jahr verantwortlich. »Das ist natürlich kein gutes Ergebnis«, räumte er ein.
Der Vorsitzende der oppositionellen SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, teilte am Abend in Stuttgart mit, es sei Zeit, dass »den ständigen Ankündigungen endlich auch Taten folgen«. Im vergangenen Jahr seien nur neun neue Anlagen errichtet und genauso viele wieder aus dem Betrieb genommen worden. »Damit kann niemand zufrieden sein.« Stoch kündigte an, bei dem Thema Druck auf die grün-schwarze Landesregierung zu machen.
Kretschmann bekräftigte, das neu gesteckte Ziel von 100 gebauten Windrädern für das kommende Jahr auch zu erreichen. Im laufenden Jahr sind es dem Vernehmen nach nur bis zu 30 Anlagen. Kretschmann sagte vor der malerischen Kulisse des Südschwarzwalds, dass Windräder die Landschaft verändern werden. An der Entscheidung zum Ausbau von erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne werde aber nicht gerüttelt. In Baden-Württemberg standen Ende vergangenen Jahres laut Bundesnetzagentur 770 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1730 Megawatt.
Im Kleinen Wiesental sollen auf einem Höhenrücken bis zu neun Windräder errichtet werden, wie ein Vertreter des Versorgers Elektrizitätswerke Schönau (EWS) sagte. Auch andere Gemeinden wie Zell im Wiesental sind demnach von dem Projekt betroffen. Da es Widerstand aus Teilen der Bevölkerung gibt, ist es umstritten. Wenn die Räder stehen, sollen sie rund 30 000 Haushalte der Region mit Strom versorgen, sagte der Unternehmensvertreter.
Kretschmann besuchte auch andere Orte im äußersten Süden des Landes. Dabei ging es unter anderem um ein Forschungsprojekt beim Spezialchemieunternehmen Evonik in Rheinfelden und ein Kinderprojekt in Maulburg.
Umweltministerium zur Windenergie
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