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Kretschmann gegen Gendern an der Schule

Binnen-I, Unterstrich und Gendersternchen an der Tafel? Ministerpräsident Kretschmann, einst selbst ein Lehrer, ist strikt dagegen. Er warnt: Man dürfe es mit dem Gendern nicht übertreiben.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gibt ein Interview. Foto: Marijan Murat
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gibt ein Interview.
Foto: Marijan Murat

STUTTGART. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält nichts vom Gendern im Klassenzimmer. »Die Schulen müssen sich an das halten, was der Rat für deutsche Rechtschreibung vorgibt. Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr«, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. »Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht.«

Kretschmann sorgt sich ganz allgemein um die Entwicklung der Sprache - die Genderdebatte allerdings steht für ihn nicht im Zentrum, sondern lenke eher ab: »Ich finde bedauerlich, dass wir die Fragen der Sprache oft auf das Gendern verkürzen«, sagt er. »Unsere Sprache ist nicht mehr kreativ. Wir überfrachten nur alles mit merkwürdigen Anglizismen«, kritisierte er. »Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben.«

Kretschmann kritisierte im Sprachgebrauch auch die eigene Zunft, die wieder so reden müsse, dass die Menschen es auch verstehen. »Wir Politiker sind Meister darin, Plastikwörter zu generieren.« Das Sprachgendern sei zwar nicht rückgängig zu machen. »Aber man sollte es wenigstens nicht übertreiben.« Kretschmann ist überzeugt: »Sprache kann man nicht politisch befehlen.«

Der Landesschülerbeirat hatte vor kurzem gefordert, dass die Akzeptanz für das Gendern an Schulen steigen müsse. Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in schriftlichen Prüfungen dürfe nicht mehr als Fehler gewertet werden. Es sei nicht mehr zeitgemäß, wenn Lehrkräfte Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt negativ markierten, so die Schülervertreter.

Laut Kultusministerium enthalten die Beurteilungs- und Korrekturrichtlinien für die Abschlussprüfungen aber keine Aussagen zum Gendern. Das Ministerium wusste auch von keinen konkreten Fällen, in denen genderneutrale Sprache in Klausuren angestrichen wurde. (dpa)