Stuttgart (dpa/lsw) - Nach einem teils filmreifen Millionenbetrug, einer Flucht Richtung Brasilien, jahrelanger Haft in Südamerika und einem Geständnis steht der Prozess gegen einen Geschäftsmann vor dem Abschluss. Das Landgericht in Stuttgart will über ein Urteil entscheiden in dem Fall, der seit Jahren Schlagzeilen macht (9.00 Uhr). Der 59 Jahre alte Mann auf der Anklagebank soll bundesweit Banken um Millionen von Euro betrogen haben.
Laut Staatsanwaltschaft und nach eigener Darstellung legte er den Geldinstituten gefälschte Dokumente wie Einkommensteuererklärungen oder Vermögensaufstellungen vor, um Kredite zu bekommen, die er nie zurückzahlte. Die meisten Kredithäuser fielen auf den Schwindel herein.
Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden auf 6,5 Millionen Euro und plädiert für eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Die Verteidigung sieht eine Mitschuld bei den Banken und fordert ein um sechs Monate geringeres Strafmaß. Die Plädoyers orientieren sich an einer Absprache aller Beteiligten zum Strafmaß.
Der Karosseriebauer aus Urbach (Rems-Murr-Kreis) war Ende der 1990er Jahre erfolgreich in den Vertrieb von günstigen Badmöbeln eingestiegen. Sein Unternehmen wollte er mit Dutzenden Filialen zum »Aldi des Sanitärhandels« ausbauen. Dazu soll er unter anderem die Unterschrift eines Stuttgarter Investors mit Hilfe eines Angestellten gefälscht haben und als Täuschung zu Geschäftsterminen mit dem Privathubschrauber gekommen sein.
Im Prozess hatten Zeugen unter anderem geschildert, wie ein Laie auf Anweisung des Angeklagten für ein Gespräch mit einer österreichischen Privatbank den Investor spielte, um eine nicht existente Bürgschaft zu belegen.
Vor rund 20 Jahren hatte sich der mutmaßliche Betrüger nach Brasilien abgesetzt, er saß dort aber wegen Totschlags ein. Zwei mutmaßliche Helfer des Mannes wurden bereits vor vielen Jahren zu Bewährungsstrafen wegen Beihilfe zum Betrug verurteilt.
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