Nach mehreren Vorfällen im Südwesten, bei denen auf Menschen geschossen wurde, hat die Polizei einen weiteren Verdächtigen festgenommen und erneut eine große Kontrollaktion durchgeführt. Ob die Taten im Großraum Stuttgart/Göppingen aus den vergangenen Wochen zusammenhängen, prüft eine Ermittlungskooperation beim Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg nach wie vor.
LKA-Präsident Andreas Stenger erklärte am Sonntag: »Wir setzen alles daran, um die Eskalation der Gewalt in der Region zu unterbinden.« Dafür würden Kräfte gebündelt, es werde jedem Hinweis entschieden nachgegangen, jede einzelne Spur werde akribisch ausgewertet.
Kräfte des mobilen Einsatzkommandos hatten einen 20-Jährigen am Freitag in Plochingen (Landkreis Esslingen) festgenommen, der laut Polizei und Staatsanwaltschaft im Fall von Schüssen auf einen 32-Jährigen im Stuttgarter Stadtbezirk Zuffenhausen als tatverdächtig gilt. Der Mann kam in Untersuchungshaft. Der 32-Jährige war Mitte März vor einem Restaurant angeschossen und schwer verletzt worden.
In welcher Weise der Tatverdächtige an den Schüssen beteiligt war, ob es weitere Täter gibt und ob der 20-Jährige womöglich auch mit den anderen Vorfällen in der Region im Zusammenhang steht, blieb zunächst unklar. Aus ermittlungstaktischen Gründen würden bis auf weiteres keine weiteren Angaben gemacht, sagte eine Polizeisprecherin.
Samstagabend führte die Polizei dann erneut eine großangelegte Kontrollaktion durch. Mehr als 150 Polizistinnen und Polizisten hätten in Stuttgart sowie in den Regionen Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Ulm knapp 200 Mal Menschen und Fahrzeuge »an relevanten Örtlichkeiten« kontrolliert, teilte das LKA mit.
Ein Mann habe Widerstand geleistet. Zudem hätten die Beamten acht Platzverweise ausgesprochen. Über Festnahmen wurde nichts bekannt.
LKA-Präsident Stenger kündigte an, solche Kontrollen »mit hoher Intensität« fortsetzen zu wollen. »Unsere Botschaft ist klar: Wir haben einen langen Atem und dulden keine rechtsfreien Räume.«
Anfang April war in Plochingen aus einem Auto heraus auf einen Gastwirt geschossen worden, der verletzt wurde. In diesem Zusammenhang kamen kurz darauf zwei 22-Jährige in Untersuchungshaft.
In anderen Fällen ist bislang nichts zu Tatverdächtigen bekannt. Dazu zählen etwa ein ebenfalls in Plochingen angeschossener Gastwirt, der am 25. Februar nachts zerbrechendes Glas an einem Friseurgeschäft bemerkt und sein Lokal verlassen hatte. Ende Februar war zudem aus einem fahrenden Auto heraus auf eine 21-Jährige in Eislingen/Fils (Landkreis Göppingen) geschossen worden. Sie wurde am Bein verletzt.
Das LKA und die betroffenen Polizeipräsidien arbeiteten Schulter an Schulter, hieß es in der Mitteilung. Dabei werde auch ein Tötungsdelikt am 8. April in Asperg nördlich von Stuttgart miteinbezogen. »Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen können hierzu noch keine Aussagen getroffen werden«, hieß es vom LKA.
Ein 18-Jähriger war ums Leben gekommen, ein Gleichaltriger wurde verletzt. Nach bisherigen Angaben wird vier Verdächtigen im Alter von 17 bis 27 Jahren Totschlag sowie versuchter Totschlag vorgeworfen.
Ursprüngliche Pressemitteilung
Mitteilung des LKA zu Kontrollen
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