Der Klimawandel macht sich nach Angaben eines Experten auch an den historischen Gärten von Schlössern und Burgen bemerkbar. »Die sind unsere Sorgenkinder«, sagte der Vorsitzende des Deutschen Schlösservereins, Michael Hörrmann, der Deutschen Presse-Agentur in Heidelberg.
Es gebe bundesweit etwa 150 historische Gärten. Als mögliche Folgen der Erderwärmung für diese nannte Hörrmann es, dass Bäume unter Wassermangel leiden und dadurch anfälliger für Schädlinge werden. Frühere Blütezeiten bergen ein höheres Risiko von Frostschäden, wie er anlässlich einer Tagung von Vertretern staatlicher, kommunaler und privater Schlösser am Mittwoch erläuterte.
Der Verlust alter Bäume sei besonders tragisch. Die Gartenkünstler vergangener Zeiten haben Hörrmann zufolge den Baumbestand komponiert nach prägenden Kriterien wie Färbung, Wuchs und Krone. »Wenn man jetzt einen großen Baum verliert, ist das, als ob man aus einem Gemälde einen Teil herausschneidet«, erklärte Hörrmann.
Um das zu verhindern, werden Nachfolger entweder aus Samen heimischer Bäume oder aus Setzlingen aus Ländern gezüchtet, deren Bäume an Trockenheit und Kälte besser gewöhnt sind. So werden etwa im Schwetzinger Schlosspark Eichen aus Polen und den Pyrenäen aufgezogen. Außerdem müssen die Bäume verstärkt bewässert werden und dafür stillgelegte Zisternen wieder in Betrieb genommen oder neue gebaut werden. Zudem setzen die Gartenexperten laut Hörrmann auf Pilze, die an den Wurzeln der Bäume deren Fähigkeit zur Nährstoffaufnahme immens verbessern.
Aber auch Gebäude und ihr Inventar seien durch Überschwemmungen gefährdet. Gips und Stuck würden durch Klimaschwankungen geschädigt, sagte Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist.
Die Schlösser selbst tragen nach Hörrmanns Worten mit ihrer großen Anziehungskraft zu Klimaveränderungen bei: »Wir sind nicht nur Opfer des Klimawandels, sondern auch Täter.« Besucher kämen mit Autos und Bussen und vergrößerten den CO2-Ausstoß. Hörrmann hofft, dass Internetangebote den Verkehr reduzieren können, allerdings nicht gratis. Denn die Einnahmen durch Besucher tragen wesentlich zur Finanzierung der Kulturdenkmäler bei.
So verfügen die Staatlichen Schlösser und Gärten im Südwesten in diesem Jahr über ein Budget von 32 Millionen Euro. Davon zahlt das Land 50 Prozent. Die andere Hälfte entfällt zu 75 Prozent auf Ticketverkäufe und der Rest auf Einnahmen aus Vermietungen und Verpachtungen.
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