Im Sommer 2022 habe sich das Niedrigwasser des Rheines auf um die 26 Grad erwärmt - Lachse und Forellen etwa hätten dies oft gerade noch überstanden. Fische hätten sich auch »Refugien« in etwas weniger heißen Wasserzonen gesucht. Binnenschiffer konnten allerdings deutlich weniger laden ohne Grundberührung zu riskieren.
Der Zoologieprofessor Jochen Koop von der Koblenzer Bundesanstalt für Gewässerkunde erklärte, laut einer Faustformel müssten für ein weitflächiges Fischsterben im Rhein mindestens 40 Tage hintereinander 25 Grad Wassertemperatur überschritten werden - das sei in diesem Jahr nicht der Fall gewesen.
Der Leiter des Sekretariats der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins in Koblenz, Marc Daniel Heintz, sagte: »Wir waren erleichtert, dass es nach der langen Trockenheit dann im September viel geregnet hat.« In etlichen Jahren sei der Wasserstand im Herbst am niedrigsten - diesmal aber sei er dann nicht noch weiter gefallen, sondern wieder deutlich gestiegen.
Bei Niedrigwasser wird die Fahrrinne für Schiffe schmaler, Fische haben weniger Platz und können laut Experten wohl auch vom starken Sog großer Frachter leichter in die Schiffsschrauben gezogen werden.
Der Biologe Schneider erläuterte, dass in staugeregelten Nebenflüssen wie Mosel und Main die Wassertemperaturen im Sommer etwa zwei bis vier Grad über der des Mittelrheins gelegen habe. Typisch für sehr warme Gewässer ohne viel Strömung sei die Bildung von Blaualgen. Diese sind eigentlich Bakterien (Cyanobakterien). In Teilen der Mosel breiteten sie sich im Sommer 2022 so stark aus wie nie zuvor. Sie können Giftstoffe produzieren, die die Gesundheit von Menschen und Tieren gefährden. In der Mosel tauchen Blaualgen erst seit 2017 auf.
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