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Katholischer Frauenbund hadert mit Amtskirche

Die jüngste Austrittswelle aus der katholischen Kirche hat aus Sicht des Frauenbunds der Diözese Rottenburg-Stuttgart noch nicht zu notwendigen Reformen in der Amtskirche geführt. »Es müssten noch viel mehr austreten, damit es finanziell die Amtskirche so sehr schmerzt, dass sie sich bewegen muss. Aber anscheinend ist dort noch genügend Geld vorhanden«, sagte die Vorsitzende Dorothee Golm in der »Heilbronner Stimme« und dem »Südkurier« am Mittwoch.

Christliche Kirche
Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster. Foto: Nicolas Armer/DPA
Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster.
Foto: Nicolas Armer/DPA

Der Mitgliederschwund habe auch damit zu tun, dass sich die Amtskirche nicht bewege. Es kämen immer mehr Fälle des sexuellen Missbrauchs ans Licht. »Es wird nach wie vor nichts dagegen getan. Es wird weiter vertuscht und alles ausgesessen. Oder es werden Regeln geschaffen, die nicht wirklich vertrauensbildend sind. Es ist wirklich schwierig, in der Kirche zu bleiben - auch für mich als gläubige Christin«, sagte Golm.

Der Frauenbund setze sich dafür ein, dass Frauen gleichberechtigt in alle Ämter, in alle Machtstrukturen kommen können. »Das heißt nicht, dass wir Macht ausüben, sondern demokratisch mitbestimmen wollen. Uns geht es vor allem um die Rechte der Frauen. Wir wollen, dass Frauen nicht nur diakonisch tätig sind, sondern auch zu Priesterinnen und konsequenterweise zu Bischöfinnen geweiht werden können. Uns bleibt der letzte Schritt jedoch stets verwehrt, obwohl wir es sind, die den Glauben weiter an die Kinder tragen. Wo steht denn das geschrieben, dass wir das nicht dürfen?«

Der Aderlass in der katholischen Kirche in Baden-Württemberg ist gewaltig. Im vergangenen Jahr sind laut der Deutschen Bischofskonferenz mehr als 81.500 Menschen aus der Kirche im Südwesten ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie.

In der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der drittgrößten in Deutschland nach Köln und Münster, kehrten 39.736 Christen der Kirche den Rücken, ein Anstieg um 41 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Insgesamt gehören dort noch 1,66 Millionen Menschen zur Kirche. Die Zahlen aus dem Erzbistum Freiburg übertreffen dies noch: Dort traten im vergangenen Jahr 41.802 Menschen aus der Kirche aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es bereits 30.043, im Jahr davor 19.665 Menschen. Etwa 1,65 Millionen Katholiken leben noch im viertgrößten Bistum Deutschlands.

© dpa-infocom, dpa:230719-99-454779/3