Steffen Baumgart riss die Hände in die Höhe und atmete tief ein. Obwohl sein 1. FC Köln nur zu einem 1:1 (1:1) gegen die TSG Hoffenheim kam, war der Trainer nach der nächsten Energieleistung seiner Mannschaft extrem erleichtert. Nur 54 Stunden nach dem Conference-League-Sieg beim 1. FC Slovacko konnte sich Baumgart am Sonntagabend zudem über seinen ersten Punkt als FC-Coach gegen die TSG freuen. Zuvor hatten die Kölner achtmal in Serie gegen Hoffenheim verloren.
»Am Ende war das ein Jubel des Trainers über die Leistung der Jungs. Ein Riesenkompliment an unsere Mannschaft heute«, sagte Kölns Sportchef Thomas Kessler. Für die personell angeschlagenen Kölner wäre sogar mehr drin gewesen als der Treffer von Florian Kainz (13. Minute). »Wir können heute echt sehr zufrieden sein mit der Leistung. Wir haben alles rausgehauen, was noch gegangen ist, weil es eine sehr intensive Woche war«, sagte Kainz bei DAZN.
Aus einer der wenigen Gäste-Chancen kam die TSG noch vor der Pause durch Jacob Bruun Larsen (35.) zum glücklichen Ausgleich. Wegen wiederholten Foulspiels sah Hoffenheims Verteidiger Ozan Kabak (87.) kurz vor Schluss Gelb-Rot. »Wir wollten gewinnen, deswegen sind wir nicht zufrieden. Am Ende ist es so. Damit müssen wir leben«, sagte Bruun Larsen.
Die 49 000 Zuschauer sahen von Beginn an ein unterhaltsames Spiel. Wenn beim FC etwas nach vorne ging, dann meist über Kainz oder den schnellen Linton Maina. Nach einem langen Ball sah Stanley Nsoki gegen Maina nicht gut aus, auch Kevin Vogt war zu langsam. Seine scharfe Hereingabe ins Zentrum beförderte Kainz nach nicht mal einer Viertelstunde zur Führung ins Tor. Gut zehn Minuten später war Maina wieder schneller als die TSG-Abwehr und schoss ans Außennetz. Eine weitere Maina-Hereingabe schoss Kainz (33.) knapp drüber.
Nach dem Europacup-Spiel am Freitagmittag beim 1. FC Slovacko (1:0) war Maina einer von fünf Neuen in Kölns Startelf. Am liebsten hätte FC-Trainer Baumgart wegen der kurzen Pause erst Montag gegen Hoffenheim gespielt. Eine Verlegung wurde aber nicht genehmigt. Erschwerend kam hinzu, dass gegen die TSG auch noch das Maskottchen fehlte. Geißbock Hennes hatte Fieber und konnte nicht im Stadion sein. Dass die Kölner jedoch wieder eine beeindruckende Energie auf den Platz brachten, dürfte Hennes gefreut haben. Was ihm weniger gepasst haben dürfte: die Effektivität der insgesamt schwachen Gäste.
Nach 20 Minuten hatte der FC noch Glück, als Torhüter Marvin Schwäbe einen Versuch von Grischa Prömel überragend parierte. Gut eine Viertelstunde später wurde dann ein Ballverlust von Denis Huseinbasic im Mittelfeld eiskalt bestraft. Die TSG startete einen blitzschnellen Konter, Christoph Baumgartner legte von der Grundlinie zurück in den Strafraum - Bruun Larsen verwandelte aus kurzer Distanz mit dem Oberschenkel.
Da war sie wieder, die zuletzt häufig demonstrierte Anfälligkeit des FC. Allein in den drei Bundesliga-Spielen zuvor hatte Baumgarts Team zwölf Gegentore kassiert. Nach vorne spielten die Kölner dagegen sehr ansehnlich. So entwickelte sich eine gute Partie. Die Hoffenheimer hatten Glück, dass sie zur Pause erst ein Tor kassiert hatten. Auch danach legten die Kölner stark los, Maina blieb auffällig, leistete sich aber nun auch einige Fehlpässe. In der 53. Minute hatte dann wieder Kainz die große Chance zur Führung, scheiterte aus spitzem Winkel aber an TSG-Torwart Oliver Baumann.
Köln blieb überlegen, aber mit zunehmender Spieldauer ließen die Kräfte nach. Auch von Hoffenheim kam nicht mehr viel - außer des Platzverweises für Kabak nach einem Foul gegen Florian Dietz.
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