Der aus Asien stammende Käfer fällt wie eine biblische Plage über Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlagen und Gärten her und frisst alles kahl: Nach dem Fund mehrerer Exemplare der schädlichen Japankäfer in Basel wird es auch für Baden-Württemberg ernst. Nach Angaben des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg in Karlsruhe hat sich die Bedrohungslage für den Südwesten damit deutlich verschärft. Es würden erste Maßnahmen ergriffen. In einigen grenznahen Regionen in Südbaden werden zusätzliche Käferfallen aufgebaut, das Monitoring wird intensiviert und Grüngut darf aus dem Bereich einer Pufferzone nur noch herausgebracht werden, wenn sichergestellt ist, dass damit keine Käfer transportiert werden.
Pufferzonen gegen den Schädling
Die Europäische Union hat den Japankäfer (Popillia japonica) als einen Schädling eingestuft, der besonders starke Schäden verursachen kann. Das Tier ist in der Schweiz und in der EU meldepflichtig. In einem Umkreis von einem Kilometer um Käferfunde wird eine Befallszone ausgewiesen und zusätzlich eine Pufferzone von fünf Kilometern. In dieser Pufferzone liegen dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum zufolge auch Teile der Gemeinden Grenzach-Wyhlen und Weil am Rhein (Kreis Lörrach). Das Ziel: verhindern, dass weibliche Käfer Eier ablegen.
Schon eine Population in Basel?
Vor wenigen Tagen hat der Pflanzenschutzdienst in Basel an zwei Orten mehrere Japankäfer in Lockstofffallen gefunden. Vor rund einem Jahr war in der Nähe von Zürich und rund 15 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt die erste Population des eingeschleppten Schädlings nördlich der Alpen entdeckt worden. Die Japankäfer in Basel sind nun laut Landwirtschaftlichem Technologiezentrum die zweite Population auf der Alpennordseite - direkt vor den Toren Baden-Württembergs.
Überwachung mit Lockstofffallen
Der Pflanzenschutzdienst hat in Baden-Württemberg zur Überwachung des Japankäfers entlang der Hauptverkehrswege 55 Lockstofffallen installiert. Seit 2022 wird das Stadtgebiet in Weil am Rhein mit 12 Lockstofffallen überwacht. In den Jahren 2022 und 2023 ging dort je ein Käfer in die Falle. Es wird vermutet, dass die Tiere mit dem Fahrzeugverkehr aus Italien oder dem Tessin eingeschleppt wurden.
Blättergerippe und braune Flächen
Der gebietsfremde Japankäfer besitzt den Fachleuten zufolge ein enormes Schadpotenzial für den Obst- und Pflanzenbau, aber auch für den Forst und für Hausgärten. An Bäumen bleiben demnach oft nur die Gerippe der Blätter zurück; Pflanzen werden stark geschwächt oder können absterben. Große Schäden können auch die Larven auf Wiesen und Rasenflächen anrichten: Die Käferlarven fressen Graswurzeln und hinterlassen braune Flächen mit abgestorbenen Pflanzen.
Verwechslung mit Rosenkäfer möglich
Der Japankäfer ist nur etwa einen Zentimeter groß, hat einen metallisch glänzenden grünen Kopf und braune Flügel. Auffallend sind fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Verwechselt wird der Japankäfer oft mit dem Gartenlaubkäfer oder dem größeren Rosenkäfer - heimischen Arten, die den Experten zufolge aber keine nennenswerten Schäden verursachen.
Jeder muss mithelfen
Um eine Ansiedlung des Japankäfers zu verhindern, sind die Fachleute auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen: Wird ein solcher Käfer gesichtet, soll er eingefangen, eingefroren und fotografiert werden. Das Foto soll mit Angabe des Fundortes geschickt werden an: Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de.
Invasive Arten haben hierzulande in der Regel keine natürlichen Feinde. Deshalb können sie große Schäden anrichten.
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