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Invasiv-Ameisen breiten sich weiter aus

Schon seit Längerem kämpft die Grenzstadt Kehl gegen eine Ameisenart, die als invasiv gilt. Nun kommt mindestens ein weiterer Ort im Südwesten dazu. Kann der Winter die Tapinoma magnum stoppen?

Wegen Ameiseninvasion gesperrter Spielplatz
Die Insekten können einem Experten zufolge keine Krankheiten übertragen. (Archivbild) Foto: Uli Deck/DPA
Die Insekten können einem Experten zufolge keine Krankheiten übertragen. (Archivbild)
Foto: Uli Deck/DPA

Als invasiv geltende Ameisen der Art Tapinoma magnum breiten sich weiter im Südwesten aus. So wurden die Insekten in der Gemeinde Kämpfelbach im Enzkreis gesichtet, wie der Wissenschaftler Manfred Verhaagh vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe berichtete. Der Fund wurde auf Anfrage von der Gemeinde nordwestlich von Pforzheim bestätigt. »Wir stehen dazu mit dem Landratsamt im Austausch«, sagte der parteilose Bürgermeister Thomas Maag. 

Die badische Grenzstadt Kehl (Ortenaukreis) gilt als ein Hotspot der Ameiseninvasion. Die Kommune am Rhein sperrte bereits einen Kinderspielplatz, da Ameisen die Anlage besiedelten und den Boden unterhöhlten. In zwei Stadtteilen wurden sogenannte Superkolonien mit Millionen von Tieren entdeckt. Die schwarzen Insekten drangen bereits in Häuser ein, lösten Ausfälle von Strom und Internet aus und zerstörten Fugen einer Gartenmauer, wie die Stadt berichtet hatte. 

Die aus dem Mittelmeerraum stammende Art Tapinoma magnum ist im Südwesten seit mehreren Jahren an verschiedenen Orten dokumentiert, darunter in Lörrach, Karlsruhe und Heidelberg. Betroffen sind zudem angrenzende Regionen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Ostfrankreich. 

Experte: Auch im Winter resistent

Der Experte Verhaagh dämpfte Hoffnungen, wonach niedrige Temperaturen im Winter der Ameisenart zusetzen könnten. »Ich halte sie für resistent«, sagte er auf Anfrage. Sie seien im Sommer in der Regel nahe an der Oberfläche unterwegs - im Winter könnten sie sich tiefer in den Boden zurückziehen, so der Wissenschaftler. 

Das Stuttgarter Umweltministerium ist nach eigenen Angaben im Kontakt mit Wissenschaftlern und anderen Ländern, um Informationen über Vorkommen, Folgen und Wirksamkeit von Bekämpfungsmethoden einzuholen. Wie eine Sprecherin berichtete, haben auch Kommunen in der Schweiz Probleme mit der Ameisenart. 

Bekämpfen von großen Kolonien »extrem schwierig bis unmöglich«

»Die Rückmeldungen haben auch gezeigt, dass es nach bisherigem Kenntnisstand extrem schwierig bis unmöglich ist, große Kolonien wie in Kehl effektiv zu bekämpfen«, berichtete die Sprecherin. Es gebe einen dringenden Forschungsbedarf. Außerdem müssten die verschiedenen Akteure vernetzt werden, hieß es mit Blick auf betroffene Gemeinden und Wissenschaftler. Es werde geprüft, wie das Land dabei helfen könne.

Das Ministerium hatte bereits im Juli mitgeteilt, dass zurzeit nicht von einer Gefährdung des Ökosystems ausgegangen werde, da die Art innerhalb von Orten auftrete. Damit fehle auch die Grundlage für landesweite naturschutzfachliche Empfehlungen oder Hilfen. An dieser Einschätzung habe sich bisher nichts geändert, sagte die Sprecherin nun. »Ob sich die Art außerhalb von Siedlungen etablieren kann, ist fraglich«, fügte sie hinzu. Die Stadt Kehl hatte mehrfach appelliert, im Kampf gegen die Ameise nicht allein gelassen zu werden. 

Forscher: Insekten können Allergien auslösen

Die Insekten können einem Experten zufolge keine Krankheiten übertragen - es sei aber nicht ausgeschlossen, dass sie bei Menschen kurzfristige Allergien auslösten. Die psychische Belastung bei einem massiven Ameisenbefall sei nicht zu unterschätzen, hatte der Biologe Bernhard Seifert vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz gesagt. 

 

© dpa-infocom, dpa:240917-930-234523/2