Jahr für Jahr gibt es mehr Storchenpaare in Baden-Württemberg. Auch in den vergangenen Monaten ist ihre Zahl gestiegen. Insgesamt seien hochgerechnet bislang 1999 Paare gezählt worden, im vergangenen Jahr waren es 1767, sagte die Storchenbeauftragte des Landes, Judith Opitz, der Deutschen Presse-Agentur. »Die Zahl der Weißstörche wächst jedes Jahr stetig an«, bilanzierte sie weiter. »Mit durchschnittlich 1,7 Jungtieren pro Storchenpaar ist auch der Bruterfolg dieses Jahr ganz ordentlich.«
Besonders beliebt seien bei den frisch vermählten Störchen der Oberrhein und Oberschwaben, sagte Opitz. »Die besten Erfolge hatten die Störche im Acherner Stadtteil Wagshurst bei Offenburg am südlichen Oberrhein mit durchschnittlich 2,5 gefiederten Sprösslingen je Horst.« Bei den oberschwäbischen Störchen wurden 1,95 Jungtieren pro Paar gezählt. Spitzenreiter dort ist der Landkreis Biberach mit 2,2 Jungstörchen.
Weniger Nachwuchs hatten die Weißstörche, auch Klapperstörche genannt, am Hochrhein mit nur 1,24 Jungen. Zugleich fiel im Nordosten des Landes drei bis vier Mal weniger Regen als im Südosten. »Die Dürre dort hat jenen Störchen zugesetzt, die Regenwürmer zur Jungenaufzucht nutzen«, erklärte die Storchenexpertin. Die Würmer zögen sich bei Trockenheit in tiefe Bodenschichten zurück. »Werden Feuchtflächen renaturiert, Wiesen wiedervernässt und wird Grünland extensiv genutzt, also wenig gemäht und nicht gedüngt, finden Störche genügend Nahrung«, empfahl Opitz. Dazu gehörten Insekten wie Maulwurfsgrillen, aber auch Regenwürmer, Amphibien und Kleinsäuger wie Mäuse.
In den vergangenen sieben Jahren hat sich die Zahl der Storchenpaare nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) mehr als verdoppelt - von 801 (2014) auf 1767 im vergangenen Jahr und nun weiter auf fast 2000. Zum Vergleich: Im Jahr 1975 gab es in Baden-Württemberg noch 15 Brutpaare. »Der Weißstorch war da kurz vorm Aussterben«, sagte Opitz.
Das Erfolgsrezept: ein besserer Schutz und Wiederansiedlungsprojekte. Und auch der Mensch und sein Konsumverhalten, denn Störche packt weit seltener als früher das jährliche Reisefieber. Viele Tiere überwintern zunehmend in Spanien oder auch in Deutschland und fliegen nicht mehr nach Afrika. In Oberschwaben beispielsweise bleibt rund ein Drittel aller Tiere zurück, sagte Opitz. »Das ist kein Indikator für den Klimawandel, das Verhalten der meisten dieser Störche ist durch menschliches Eingreifen beeinflusst«, heißt es beim Nabu. In Spanien fänden die Tiere auf offenen Müllkippen und in Reisfeldern mittlerweile reichlich Nahrung.
In Baden-Württemberg sind laut Nabu Dutzende ehrenamtliche Storchenbetreuerinnen und -betreuer aktiv, um die Entwicklungen in der Storchenwelt zu dokumentieren.
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