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Immer mehr Menschen in Wohnungsnot von Wohlfahrt betreut

Für Menschen ohne Wohnsitz macht die Corona-Pandemie das Leben noch härter, als es bereits ist. Die Wohlfahrtsorganisationen sind alarmiert und fordern die Politik auf, das Problem stärker anzugehen.

Wohnungslosgkeit
Ein Wohnungsloser, der auf der Straße lebt, liest Zeitung in der Einrichtung »Tagestreff Tür« der Diakonie Karlsruhe. Foto: Uli Deck
Ein Wohnungsloser, der auf der Straße lebt, liest Zeitung in der Einrichtung »Tagestreff Tür« der Diakonie Karlsruhe.
Foto: Uli Deck

Die Zahl der Menschen in Wohnungsnot und ohne Wohnung hat in Baden-Württemberg im zweiten Jahr der Corona-Pandemie weiter zugenommen. Sie liegt aber immer noch leicht unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Die Dienste und Einrichtungen der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege seien im Jahr 2021 von 11.619 Menschen um Hilfe gebeten worden, das seien fast 200 mehr als im Jahr zuvor und etwa 650 weniger als 2019, teilte die Liga der freien Wohlfahrtspflege mit. Die jüngsten Entwicklungen und auch konkrete Forderungen an die Politik wollen die elf Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege heute in Stuttgart vorstellen.

Die Schätzung der Liga geht auf die sogenannte Stichtagserhebung vom vergangenen September zurück. Dabei wurden die Menschen gezählt, die sich an einem bestimmten Tag in einer sozialen Hilfseinrichtung aufhielten, die vor längstens 30 Tagen Kontakt zur Einrichtung gesucht hatten oder die am Stichtag noch betreut wurden.

Demnach waren die weitaus meisten Hilfesuchenden im vergangenen Jahr Männer (72,7 Prozent), die Gruppe der 25- bis 49-Jährigen machte zudem mit 46,4 Prozent den größten Anteil aus. »Seit mehreren Jahren ist zu beobachten, dass die Altersgruppe der über 50-Jährigen stetig ansteigt«, teilte die Liga als Dachverband von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas und dem Paritätischen Baden-Württemberg weiter mit. Der demografische Wandel und die zunehmende Anzahl älterer Menschen in Deutschland betreffe auch immer mehr Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. »Das Risiko, im Alter arm zu sein, steigt für Teilgruppen unserer Gesellschaft an«, warnte die Liga.

Rund 8,6 Prozent der Menschen in der neuen Erhebung waren unter 25 Jahre alt, viele waren junge Frauen. »In der Gruppe der unter 25-Jährigen lag der Frauenanteil bei 35,8 Prozent, in der Gruppe der unter 21-Jährigen bei 40,3 Prozent«, hieß es. Fast 38 Prozent der Menschen hatten einen Migrationshintergrund und eine andere Staatsangehörigkeit, der Anteil ist somit höher als der gesamtgesellschaftliche Durchschnitt.

Das Land, aber auch die Stadt- und Landkreise müssten ihrer Verantwortung für die Situation von wohnungslosen Menschen nachkommen, kritisierte die Liga und forderte: »Es ist Zeit, jetzt zu handeln.«

© dpa-infocom, dpa:220222-99-232727/3