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Im Stuttgarter Rathaus: »Frau Oberbürgermeisterin« eckt an

Gudrun Nopper, die Frau des Stuttgarter OBs, sorgt im Rathaus für Irritationen mit ihrem Auftreten.

Frank Nopper und seine Frau Gudrun Weichselgartner-Nopper.  FOTO: PIECHOWSKI/LICHTGUT
Frank Nopper und seine Frau Gudrun Weichselgartner-Nopper. FOTO: PIECHOWSKI/LICHTGUT
Frank Nopper und seine Frau Gudrun Weichselgartner-Nopper. FOTO: PIECHOWSKI/LICHTGUT

STUTTGART. Sie ist die Frau an der Seite des Oberbürgermeisters, gilt als neue Charity-Lady Stuttgarts und gibt nebenbei Benimmkurse für Kinder. Doch das Benehmen der neuen First Lady Gudrun Nopper sorgt im Rathaus mitunter für Stirnrunzeln und Unmut.

Sie sei am Amtssitz des Gemahls Frank Nopper (CDU) »omnipräsent«, halte manchmal regelrecht Hof, mische sich in die Terminplanung des Rathauschefs ein und lasse sich auch mal selbst von der städtischen Protokoll- oder Presseabteilung gebührend in Szene setzen, behaupten Kritiker. »Fehlt nur noch, dass sie ein eigenes Büro im Rathaus bezieht«, spöttelt ein Insider. Die OB-Gattin lässt über eine Rechtsanwaltskanzlei die Vorwürfe zurückweisen. Insbesondere nehme sie für ihre sozialen und karitativen Aufgaben, für die sie ihre Prominenz als Frau des Oberbürgermeisters nutze, keine Hilfe städtischer Abteilungen und Ämter in Anspruch.

Neuer Stil im Rathaus

In der Vergangenheit haben die Ehefrauen der Stuttgarter Oberbürgermeister wie etwa Stefanie Schuster jenseits der Politik ihre Bestimmung gefunden oder sich – wie Liselotte Rommel – eher im Hintergrund gehalten. Auch Waltraud Ulshöfer, die Gattin von Noppers Amtsvorgänger Fritz Kuhn (Grüne), machte da keine Ausnahme. Schließlich ist die Rolle der First Lady in der Gemeindeordnung nicht definiert, ja nicht einmal erwähnt. Doch mit Frank Nopper zog zu Jahresbeginn nicht nur ein neuer OB ins Rathaus ein, sondern auch ein neuer Stil.

Seine Gattin machte schon vor dem offiziellen Amtsantritt des neuen OB im Februar erste, durchaus positive Schlagzeilen: Sie gründete den Verein Stille Not Stuttgart, der sich für bedürftige Menschen engagiert. Medial in Szene gesetzt wurde das kostenlose und vom Promi-Koch Jörg Mink zubereitete Weihnachtsessen, das über eine Spendenaktion für die Stuttgarter Bahnhofsmission finanziert wurde. Gudrun Nopper gab die Portionen an Heiligabend 2020 persönlich an Bedürftige aus. Das Engagement der OB-Gattin wurde vielfach gelobt, der Verein hat seine Aktivitäten ausgeweitet.

Zugleich gibt es auch die andere, extrovertierte Seite der Gudrun Nopper: Die frühere Wirtschaftskorrespondentin sonnt sich gern im Glanz der städtischen Prominenz und lässt kaum ein Event aus, bei dem sich die Chance bietet, in meist extravaganter Bekleidung von den Fotografen ins rechte Licht gerückt zu werden. Ihr Selbstverständnis als First Lady scheint sich gewandelt zu haben.

Als ihr Mann noch der Großen Kreisstadt Backnang vorstand, habe sie sich im Hintergrund gehalten, erinnern sich politische Weggefährten des OB aus jener Zeit. Gudrun Nopper, die lange in Stuttgart-Obertürkheim wohnte, habe die Stadt, die sich gern als Murr-Metropole vermarktet, wohl als provinziell empfunden. »Die Wahl Frank Noppers zum Stuttgarter Rathauschef war auch für seine Frau ein Aufbruch zu neuen Ufern«, erklärt ein langjähriges Backnanger Gemeinderatsmitglied die Veränderung.

Nicht alle sind angetan

Im Stuttgarter Rathaus sind nicht alle angetan von der Rolle, die Gudrun Nopper dort offenbar für sich beansprucht. So repräsentiert sie gern anstelle des Oberbürgermeisters bei öffentlichen Anlässen wie etwa dem Fassanstich im Schlossgarten-Biergarten. Auch ist im Rathaus nicht unbemerkt geblieben, dass das private BMW-Coupé der »Frau Oberbürgermeisterin«, wie sie rathausintern genannt wird, schon mal auf den eigentlich für Dienstwagen der Bürgermeister und den Lieferverkehr reservierten Stellplätzen im Rathaus-Innenhof parkt.

Die städtische Pressestelle klärt auf Anfrage auf: »Anlass für die wenigen Male, die Gudrun Nopper in der Rathausgarage oder im Rathaus-Innenhof geparkt hat, war stets die Wahrnehmung von Repräsentationspflichten.« Zuvor hatte nach Recherchen unserer Redaktion das OB-Büro vergeblich versucht, eine Dauerparkkarte für die First Lady in der Rathausgarage zu ergattern: Auch dort sind reservierte Stellplätze Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie politischen Mandatsträgern vorbehalten. Gudrun Nopper bestreitet via anwaltlicher Stellungnahme, sich selbst um eine Dauerparkkarte bemüht zu haben. Auch ihr Auftreten im Rathaus wird von einigen städtischen Mitarbeitern als »anmaßend« charakterisiert.

Politisch sei sie ihrem Mann, dem es an engen Beratern mangele, eine wertvolle Stütze, wird aus dem Umfeld des OB kolportiert. Gudrun Nopper lässt auch das dementieren. Auf den Rathausfluren wird dennoch gewitzelt, das Rathaus sei eben nun ein »familiär geführter Betrieb«. Die Rede ist vom »Nopper’schen Küchenkabinett«, denn auch die Söhne Franz-Ferdinand und Carl-Alexander mischen im Rathausbetrieb mit und sind bemüht, das Image des Vaters aufzupolieren. OB-Sprecherin Susanne Kaufmann bestätigte Informationen, wonach die Sprösslinge – quasi als inoffizielle Mitarbeiter der Stadtverwaltung – die städtischen Social-Media-Kanäle des Stadtoberhaupts betreuen. Es handle sich dabei um »unentgeltliche Gefälligkeitshandlungen innerhalb der Familie«. (dpa)