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Aktuell Entsorgung

Illegal abgelegte Abfälle sind auch im Kreis Tübingen ein Problem

»Aber da liegt doch schon Müll«: Mit solchen Ausflüchten argumentieren Menschen, die beim illegalen Entladen von Müll erwischt werden. Als Entschuldigung gilt das aber nicht. Auch »Zu-Verschenken-Kisten« auf den Straßen sorgen für Kritik.

Illegale Müllentsorgung
Illegal entsorgter Müll ist in einem Landschaftsschutzgebiet zu sehen. Foto: Patrick Pleul/DPA
Illegal entsorgter Müll ist in einem Landschaftsschutzgebiet zu sehen.
Foto: Patrick Pleul/DPA

KREIS TÜBINGEN. Landauf und landab wird in Baden-Württemberg immer mehr Müll illegal abgelegt. Die Landkreise und Städte haben alle Hände voll zu tun: Altreifen, Bauschutt, Kühlschränke bis hin zu Schlachtabfällen müssen entsorgt werden. Und meistens bleiben die Kosten der Beseitigung an ihnen hängen. Die Verursacher werden selten ermittelt. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gibt Einsicht: 

Im Kreis Tübingen ist illegales Entsorgen von riesigen Mengen Müll ein ständiges Problem. Laut einer Sprecherin wird von den Betroffenen sehr oft das Argument verwendet, dass doch bereits weitere Gegenstände dort liegen würden. »Oder es wird damit begründet, dass nicht mehr benötigte Gegenstände doch vielleicht auch noch Abnehmer finden. Aus diesem Grund sind auch die häufig aufgestellten «Zu-Verschenken- Kisten» kritisch zu sehen, da diese häufig dazu genutzt werden, sich seines unbrauchbaren Mülls zu entledigen.«  

Zunehmende Anforderung zum Recycling

Der OSTALBKREIS nennt als Gründe für die illegale Müllentsorgung die zunehmenden Anforderungen zum Recycling und den teuer werdenden Entsorgungskosten. »Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Bürgerinnen und Bürger sensibilisierter sind und illegale Entsorgungen vermehrt gemeldet werden«, sagt eine Sprecherin. 

Auch die Entsorgungsbetriebe Stadt Konstanz (EBK) als Betreiber von Wertstoffhöfen, Müllabfuhr und Containerstandorten sowie die Technischen Betriebe Konstanz (TBK), - unter anderem verantwortlich für die Stadtreinigung und die öffentlichen Mülleimer - klagen. »Oft haben wir das Gefühl, dass Bürger nicht mehr die Geduld haben, Sperrmüll anzumelden und diesen dann bis zum Abfuhrtermin zu lagern. Es muss alles sofort weg«, sagt ein TBK-Sprecher. Pro Jahr sammele man rund 50 Tonnen wilden Mülls ein. Die Kosten hierfür beliefen sich jährlich auf etwa 37 000 Euro. Auch die Mitarbeitenden der EBK beobachteten vermehrt Müllablagerungen, sagt eine Sprecherin. 

Auf Parkplatz sammelt sich Müll

Der Landkreis Rottweil vermeldet ständig zunehmende Kleinmengen neben Altglas- und Altkleidercontainern, entlang von Straßen oder auf Parkplätzen und im dichten Waldgebiet. »Bei uns im Landkreis gibt es beispielsweise einen Parkplatz an einer stark befahrenen Straße, der direkt an einen Hang grenzt – hier findet sich im Steilhang immer wieder Müll, der illegal abgelagert wurde und der mit Spezialfahrzeugen aufwendig entsorgt werden muss«, sagt eine Sprecherin. 

Im Kreis Esslingen unterliegt die Menge der illegalen Entsorgungen laut einer Sprecherin immer einer gewissen Schwankung. "Die illegale Abfallentsorgung findet mannigfaltig statt. Wir finden Müll in Parkanlagen, im Wald, vor Entsorgungsstationen und an anderen entlegenen Orten, oftmals aber auch an Glas- oder Altkleidercontainern." Ein Sprecher der Stadt Esslingen sagt: "In Esslingen registrierten wir in den vergangenen Jahren einen Anstieg der illegalen Müllentsorgung, seit etwa ein bis zwei Jahren verharrt diese auf hohem Niveau. So fielen bei unserem städtischen Baubetrieb im Jahr 2020 über 14 Tonnen an, im Jahr 2020 etwas mehr als 21 Tonnen und im Jahr 2022 über 17 Tonnen.

Restmüll und Sperrmüll werden abgestellt 

Auch im Kreis Heilbronn steigen die Zahlen. »Die wilden Müllablagerungen betreffen allgemein öffentlich zugängliche Plätze sowie die Containerstandorte, Feldwege, Wälder, Baumgrundstücke, Parks. Bei dem Müll handelt es sich um Restmüll, Sperrmüll wie Möbel, defekte Elektrogeräte, Kunststoffe, Altholz, Altfahrzeuge und Asbest«, sagt eine Sprecherin. Die Menge an sogenanntem wildem Müll sei bis 2022 allmählich, im Jahr 2023 dann sprunghaft angestiegen. 

In der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Anzahl illegaler Müllablagerungen laut einem Sprecher deutlich angestiegen. »Es handelt sich um eine Vielzahl von Abfällen, darunter Möbel, Matratzen, Elektrogeräte, Wäsche, Bauschutt, Grillabfälle, Reifen, Sperrmüll, Asbest, Farben, Öle, Batterien, Asphalt und mehr. Ein konkretes Beispiel war eine illegale Entsorgung von 700 Altreifen im Eschbachwald in Stuttgart-Mühlhausen.« Gut erkennbar sei der Anstieg der Müllmengen an Glascontainerstandplätzen: 53 Tonnen im Jahr 2020, 66 Tonnen im Jahr 2021, 73 Tonnen im Jahr 2022 und 82 Tonnen im vergangenen Jahr.

217 Tonnen illegaler Müll

Die Umweltverschmutzung durch wilden Müll nimmt auch im Kreis Sigmaringen immer mehr zu. Wilder Müll sei regelmäßig an Parkplätzen und Rastanlagen entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie an Altglas- und Altkleidercontainern zu finden, sagt ein Sprecher. »Die Mitarbeitenden unserer Straßenmeistereien haben in den vergangenen fünf Jahren 143 Tonnen (2019), 182 Tonnen (2020), 193 Tonnen (2021), 193 Tonnen (2022) beziehungsweise 217 Tonnen (2023) illegal entsorgten Müll eingesammelt.« 

Im Kreis Karlsruhe wurden in den Jahren 2019 bis 2023 rund 825 Tonnen wilder Müll von privaten Grundstücken im Außenbereich sowie vom Wald im Außenbereich eingewogen, wie eine Sprecherin mitteilt. In der Stadt KARLSRUHE sind die illegalen Müllablagerungen seit rund drei bis vier Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau. »Grundsätzlich besteht bei größeren illegalen Müllablagerungen im Stadtgebiet immer die Problematik, dass oft die Daten des Verursachers fehlen. Wenn keine «Daten» im Müll vorhanden sind - etwa alte Rechnungen, Pakete, Nummernschilder - können keine Verfahren geführt werden«, berichtet ein Sprecher. 

Mangelndes Verständnis an richtigem Entsorgungsverhalten

In Mannheim entstehen illegale Ablagerungen laut einem Sprecher an schwer einsehbaren oder anonymen Bereichen mit angrenzender Großwohnbebauung. »Die Gründe sind vielfältig, oft liegt ein mangelndes Verständnis über das richtige Entsorgungsverhalten, Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit vor.« HEIDELBERG meldet: »Weiterhin kommt es leider immer wieder vor, dass Abfälle außerhalb der Öffnungszeiten vor den Zufahrten der Recyclinghöfe abgelagert werden. Ein weiteres Ärgernis stellt Sperrmüll dar, der zwar am richtigen Abholtag, jedoch aber ohne zuvor erfolgte Anmeldung bereitgestellt wird«, sagt ein Stadtsprecher. (dpa/lsw)