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IG-Metall-Chef wirft Politik Ideenmangel bei Rente vor

Bundeskanzler Olaf Scholz stieß jüngst eine Debatte über vorzeitige Renteneintritte an. Ein Gewerkschafter im Südwesten zeigt sich von solchen Diskussionen genervt und arbeitet an einem konkreten Modell.

IG Metall - Roman Zitzelsberger
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg.
Foto: Christoph Schmidt

In der Debatte um eine längere Arbeitszeit bis zur Rente hat der Chef der IG Metall im Südwesten, Roman Zitzelsberger, der Politik Ideenmangel vorgeworfen. »Warum liefert die Politik denn nicht mal sinnvolle Vorschläge und sagt zum Beispiel: Wenn du länger arbeitest, kannst du die Arbeitszeit reduzieren und wir zahlen auf 100 Prozent auf«, sagte Zitzelsberger, der den bundesweiten Pilotabschluss in der Metall- und Elektrobranche verhandelt hat und als Nachfolger von IG-Metall-Bundeschef Jörg Hofmann gehandelt wird, der dpa. Es gebe aber nur appellative oder alarmistische Statements.

»Man kann die Uhr danach stellen, dass als nächstes vermutlich die Initiative Soziale Marktwirtschaft oder Friedrich Merz oder irgendjemand anderes die nächste «Rentensau» durchs Dorf treibt und fordert, dass alle bis 75 arbeiten sollen«, sagte er weiter. Es habe aber bislang keiner die Frage beantwortet, wie das für die Beschäftigten alles gehen solle. »Wer will, dass länger gearbeitet wird, wird von uns dafür eine Absage kriegen.« Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte jüngst mit seiner Äußerung, dass mehr Menschen als bisher tatsächlich bis zum geltenden Renteneintrittsalter arbeiten sollten, eine Diskussion ausgelöst.

In Baden-Württemberg verhandeln Gewerkschaft und Arbeitgeber derzeit über ein neues Modell für die betriebliche Altersversorgung. Beim sogenannten Sozialpartnermodell soll das Geld das Beschäftigen nicht auf dem Versicherungsmarkt landen, sondern bei einer gemeinsamen Einrichtung von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband. »Alles was dort hereinkommt und erwirtschaftet wird - minus der Verwaltungskosten - geht eins zu eins in die Altersversorgung der Beschäftigten.« Technisch sei die Umsetzung kommendes Jahr möglich, sagte Zitzelsberger. Es soll sich um ein zusätzliches Modell handeln, und nicht bestehende Modelle verdrängen.

Vom Arbeitgeberverband Südwestmetall hieß es, es werde versucht, bis Ende kommenden Jahres ein solches Modell an den Markt zu bringen. Es komme ohne Haftungsrisiken für Arbeitgeber aus und biete späteren Rentnerinnen und Rentnern höhere Ertragschancen, ohne dass dies zu Lasten der Sicherheit gehe.

In Modellberechnungen habe nachgewiesen werden können, dass für die Beschäftigten bei einer angenommenen jährlichen Einzahlung von 1200 Euro nach 40 Jahren im Vergleich zu anderen Versicherungsprodukten auf dem Markt deutlich höhere Renten möglich sind, hieß es von der IG Metall. Vorangetrieben werde ein solches Projekt für die Metallbranche derzeit nur in Baden-Württemberg, sagte Zitzelsberger. »Innerhalb der IG Metall ist das Thema auch nicht unumstritten, da es eine gewisse Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt gibt.«

© dpa-infocom, dpa:221217-99-933186/2