Der baden-württembergische IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger gibt nach gut zehn Jahren sein Amt ab. Das kündigte er am Donnerstag bei der Sitzung der Großen Tarifkommission in Pforzheim vor ungefähr 250 Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern an. Er habe sich nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, ein neues Kapitel aufzuschlagen, teilte die IG Metall weiter mit.
Zitzelsberger ist seit 2013 Bezirksleiter im Südwesten. Damals folgte er Jörg Hofmann, der in den IG-Metall-Vorstand gewählt worden war. In der Zeit danach verhandelte Zitzelsberger mehrfach den bundesweiten Pilotabschluss in der Metall- und Elektrobranche. Zu Jahresbeginn war er darüber hinaus als Bundeschef der mächtigen Industriegewerkschaft im Gespräch. Der Versuch Hofmanns, den Tarifexperten in einer neuartigen Doppelspitze als Co-Vorsitzenden neben seiner damaligen Vize Christiane Benner zu installieren, scheiterte jedoch.
Zitzelsberger hatte im Frühjahr angekündigt, nicht in den Vorstand der IG Metall aufrücken, sondern Bezirksleiter bleiben zu wollen. Für die Entscheidung hatte er gesundheitliche Gründe genannt. Im Oktober wurde Benner zur Ersten Vorsitzenden gewählt.
»Seit dem Frühjahr ist viel passiert und mir wurde das hohe Gut der Gesundheit sehr bewusst«, teilte der 57-Jährige nun mit. Heute habe er die Kraft zurück, um auch härtere Stürme gut durchzustehen. Bis dahin sei es aber ein langer Weg gewesen, und er sei durch einen intensiven Denk- und Reifeprozess gegangen. Nach einer Auszeit wolle er nun etwas ganz Neues beginnen.
Zitzelsberger will das Amt bis zum 31. März abgeben. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin beginnt demnach sofort. »Ich glaube, dass es, rechtzeitig bevor die Tarifrunde 2024 richtig heiß wird, ein guter Zeitpunkt ist, den Stab abzugeben und Platz für neue Köpfe zu machen«, sagte der er den »Stuttgarter Nachrichten« und der »Stuttgarter Zeitung«.
IG-Metall-Chefin Benner dankte Zitzelsberger für seine langjährige Arbeit. Man bedauere seine Entscheidung sehr. »Roman Zitzelsberger war in seinem langen Wirken in der IG Metall auf allen Ebenen ein herausragender Kollege, ein Schwergewicht in der Tarifpolitik, ein Mensch, auf den man sich immer verlassen konnte«, sagte sie. Mit ihm verliere die IG Metall einen wichtigen Strategen.
Der Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Joachim Schulz, zeigte sich überrascht von Zitzelbergers Rückzug. Man habe ihn als verlässlichen, kompetenten und immer kreativen Verhandlungspartner sehr geschätzt.
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