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IG Metall berät Struktur-Reform: Kommt Doppelspitze?

Im kommenden Jahr wählt die IG Metall eine neue Führungsspitze. Christiane Benner könnte die erste Frau werden, die Gewerkschaft anführt. Aber möglicherweise nicht als alleinige Vorsitzende.

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Eine IG-Metall-Fahne weht im Wind. Foto: Daniel Bockwoldt
Eine IG-Metall-Fahne weht im Wind.
Foto: Daniel Bockwoldt

Deutschlands größte Gewerkschaft, die IG Metall, denkt über neue Strukturen in ihrer Führung nach. Man werde in den kommenden Wochen und Monaten eine intensive Diskussion führen, kündigte der im Oktober 2023 scheidende Chef Jörg Hofmann in Frankfurt an. Er ließ dabei offen, ob tatsächlich eine Doppelspitze mit zwei gleichberechtigten Vorsitzenden eingerichtet werden könnte, wie bereits in den Medien berichtet wurde. »Über das Wie entscheidet der Gewerkschaftstag im Oktober und nicht die Presse«, sagte Hofmann.

Damit könnte der Weg frei werden für den Stuttgarter Bezirksleiter und Tarif-Experten Roman Zitzelsberger, gemeinsam mit der bisherigen Vize-Chefin Christiane Benner an die Spitze der Gewerkschaft mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern zu rücken. Ohne die mögliche Satzungsänderung hätte die Zweite Vorsitzende zumindest nach den bisherigen Usancen der Gewerkschaft darauf rechnen können, als erste Frau allein an die Spitze der IG Metall gewählt zu werden. Die 54 Jahre alte Soziologin bekleidet das Vize-Amt bereits seit 2015. Der Frauenanteil in der IG Metall beträgt rund 20 Prozent.

»Die IG Metall muss sich nach vorne gerichtet bemühen, Führungsstrukturen zu haben, die den Anforderungen der Zukunft genügen«, meinte Hofmann, wollte sich aber ausdrücklich nicht zu Personalien äußern. Er verwies auf den Zeitplan: »Wir diskutieren gerade im Vorstand die Vorschläge zu einer Organisationsreform. Das soll im März oder April in einen Vorschlag an den Gewerkschaftstag münden. Dabei geht Struktur vor Personal. Bis zur Sommerpause werden wir uns dann sicher auch über die dazugehörigen Personalien unterhalten. Aber das letzte Wort hat ja ohnehin der Gewerkschaftstag.«

Der 67-Jährige schloss für sich persönlich eine erneute Kandidatur auf dem Gewerkschaftstag im Oktober 2023 in Frankfurt aus. »Es ist klar, dass ich mit kurz vor 68 nicht noch einmal antrete«, sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Hofmanns erklärtes Ziel bei der Reform ist der Umbau des Gewerkschaftsvorstands, dem neben den beiden Vorsitzenden und dem Hauptkassierer noch vier weitere geschäftsführende Vorstandsmitglieder sowie 29 Ehrenamtliche angehören. Der Gewerkschaftschef sprach sich für eine Reduzierung der Hauptamtlichen aus: »Das Gewicht der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder, die aus den Regionen und Geschäftsstellen gewählt sind, würde sich relativ erhöhen, wenn die Zahl der geschäftsführenden Vorstände reduziert würde.«

Es gehe darum, den Vorstand als gewählte Institution zu stärken, sagte der seit Oktober 2015 amtierende und 2019 wiedergewählte Gewerkschaftschef. »Das könnte dazu führen, dass wir im Vorstand wie in einem Betriebsrat Ausschüsse bilden, die sich dann mit bestimmten Themen intensiver beschäftigen können.«

Die Vorstandsreform gehöre zu dem vor vier Jahren angestoßenen Prozess, die IG Metall vom Betrieb aus zu denken, sagte Hofmann. »Die IG Metall bezieht ihre Kraft und Wirkmächtigkeit aus der Verankerung in den Betrieben und den dort aktiven Mitgliedern. Wir brauchen daher auf allen Ebenen mehr team- und projektorientiertes Arbeiten.« Das höre auch beim Vorstand nicht auf: »Reines Silo-Denken in Zuständigkeiten sehen wir als hinderlich an.«

Im ersten Halbjahr 2022 hat die IG Metall einen noch nicht genannten Anteil ihrer Mitglieder verloren. Hofmann sagte: »Wir hatten ein schwieriges erstes Halbjahr, immer noch geprägt von den Corona-Nachwirkungen. Im Januar 2023 werden wir wissen, ob das von der hervorragenden Mitgliederentwicklung im zweiten Halbjahr während der Tarifrunde ausgeglichen werden konnte.«

© dpa-infocom, dpa:221227-99-24328/2