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Hohe Erwartungen an Missbrauchsbericht im Erzbistum

Der Missbrauchsskandal erschüttert die katholische Kirche seit Jahren. Nun stellt sich das Erzbistum Freiburg seiner Vergangenheit. Welche Konsequenzen wird der Bericht unabhängiger Experten haben?

Freiburger Missbrauchsbericht
Erzbischof Stephan Burger äußert sich während einer Pressekonferenz zum Missbrauchsskandal. Foto: Patrick Seeger
Erzbischof Stephan Burger äußert sich während einer Pressekonferenz zum Missbrauchsskandal.
Foto: Patrick Seeger

Vier Jahre Vorbereitung, 24 exemplarische Fälle, bis zu 600 Seiten Umfang: Der Bericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche dürfte im Erzbistum Freiburg Kritik und Emotionen auslösen. Eine unabhängige Arbeitsgruppe wird den Report am Dienstag (10.30 Uhr) in Freiburg vorlegen. Erzbischof Stephan Burger will bei der Pressekonferenz auf die Enthüllungen reagieren. Mit rund 1,8 Millionen Katholiken gehört das Erzbistum zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland.

An den Bericht, der wegen rechtlicher Absicherungen rund ein halbes Jahr später kommt als zunächst geplant, knüpfen sich hohe Erwartungen. Der Betroffenenbeirat geht im Erzbistum von rund 600 Menschen aus, die als Kinder und Jugendliche Missbrauch erlitten - die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen.

Es gibt viele Betroffene mit Schuld- und Schamgefühlen, wie die Vorsitzende Sabine Vollmer unlängst der Deutschen Presse-Agentur sagte. »Ich hoffe, dass sie mit der Veröffentlichung des Missbrauchsberichts diese Gefühle überwinden und sich melden.« Das Gremium arbeitet unabhängig von der Erzdiözese und soll Ansprechpartner für Betroffene sein.

Der Report soll aufzeigen, wie Vertuschung und Missbrauch in dem Erzbistum möglich waren. Es werden dafür 24 Missbrauchsfälle beispielhaft dargestellt. Die sogenannte AG Aktenanalyse mit vier externen Fachleuten aus Justiz und Kriminalpolizei arbeitet seit 2019. Forschungen anhand von Personalakten nach sexuellem Missbrauch hatten schon früher Erschreckendes zu Tage gefördert: Von Anfang 1946 bis Ende 2015 wurden 190 Beschuldigte entdeckt, die meisten von ihnen Priester, sowie mindestens 442 Betroffene.

Der Bericht wird größtenteils anonymisiert sein. Topverantwortliche wie Bischöfe und Generalvikare - das sind die Verwaltungschefs - sollen aber benannt werden. Besondere Aufmerksamkeit dürfte sich auf Burgers Amtsvorgänger Robert Zollitsch richten. Der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz hatte bereits im Oktober in einem ungewöhnlichen Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. Der 84-Jährige kündigte nun über einen Sprecher an, sich Schweigen auferlegt zu haben und sich am Dienstag nicht zu dem Bericht äußern zu wollen.

Ähnliche Studien gab es auch schon in anderen Bistümern, etwa in Köln und München. In Rottenburg-Stuttgart berief Bischof Gebhard Fürst im Unterschied zu anderen Diözesen schon vor gut 20 Jahren eine unabhängige »Kommission sexueller Missbrauch« ein.

Erzbistum Freiburg

Ankündigung SWR

Erzdiözese zu Bericht, 23.1.

© dpa-infocom, dpa:230417-99-348596/3