Auf der Tribüne jubelte der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald, auf dem Rasen lachte Trainer Frank Schmidt und um ihn herum brachen einige Spieler in Tränen aus: Nach dem dramatischen 3:2 (0:0)-Sieg bei Absteiger Jahn Regensburg, der den erstmaligen Aufstieg des 1. FC Heidenheim in die Fußball-Bundesliga bedeutete, brachen beim Verein von der Ostalb alle Dämme.
»Ich fasse es einfach nicht«, sagte der Kapitän Patrick Mainka mit Tränen in den Augen im TV-Sender Sky, nachdem der FCH einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit noch in einen Sieg gedreht hatte. »Es ist unfassbar, wie wir uns noch mal reingekämpft haben.« Damit zogen die Heidenheimer am letzten Spieltag sogar noch an Mitaufsteiger SV Darmstadt 98 vorbei auf Rang eins und feierten die Zweitliga-Meisterschaft.
»Der FC Heidenheim hat eine außergewöhnliche Mentalität über die Jahre entwickelt, das hat man heute gesehen«, erklärte Coach Schmidt. »Mir war klar: Wenn das 2:1 fällt, ist noch alles möglich. Ich bin mega stolz auf die Mannschaft.« Der Verein habe den Aufstieg ins Oberhaus mehr als verdient.
Für die Heidenheimer trafen Regensburgs Benedikt Saller per Eigentor (58. Minute) sowie Jan-Niklas Beste per Elfmeter (90.+3) und Zweitliga-Torschützenkönig Tim Kleindienst (90.+9) mit seinem 25. Saisontreffer in der Nachspielzeit. Für den Jahn war vor 14.189 Zuschauern Prince Osei Owusu (51./57.) erfolgreich.
Die Gäste begannen gegen die schon vor dem Spieltag praktisch als Absteiger feststehenden Regensburger nervös. Jahn-Stürmer Owusu lief in der 8. Minute alleine auf Heidenheims Torwart Kevin Müller zu, der die Gäste mit einer starken Parade vor dem frühen Rückstand bewahrte. Auch danach blieben die Hausherren die gefährlichere Mannschaft.
Nach dem Seitenwechsel legten die Heidenheimer druckvoll los. Der zur Halbzeit eingewechselte Stefan Schimmer vergab eine Riesenchance, als er aus kurzer Distanz den Ball neben das Tor schoss (47.). Anschließend schockte Owusu die Heidenheimer mit seinem Doppelpack. Die Schwaben schafften im Gegenzug durch das Eigentor den Anschlusstreffer. Danach erhöhte der FCH den Druck und schaffte in der Nachspielzeit doch noch die Wende.
Die Heidenheimer Erfolgsgeschichte ist besonders mit zwei Namen eng verbunden. Vorstandschef Sanwald heuerte bereits 1994 als Abteilungsleiter beim Heidenheimer SB an, dem die Fußballer damals noch angehörten. Coach Schmidt war als Spieler für den HSB aktiv, ehe sich die Fußballer 2007 unter dem Namen 1. FC Heidenheim als rechtlich eigenständiger Verein abspalteten. Nach seinem Karriereende übernahm er noch im selben Jahr zunächst kommissarisch und dann dauerhaft das Traineramt.
Immer wieder gelang es dem inzwischen 49-jährigen Schmidt und dem sieben Jahre älteren Sanwald seit dem Zweitliga-Aufstieg 2014, die Abgänge von Leistungsträgern aufzufangen und den FCH weiter in der Liga zu etablieren. In dieser Saison war Stürmer Kleindienst mit 25 Toren der beste Schütze der Liga - und damit nicht nur wegen des entscheidenden Tores zum 3:2 ein Faktor für den Aufstieg.
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