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Heidelberg will Abrissmaterial verwerten

Die Stadt Heidelberg will mit dem Abfall aus Umbau und Abriss von Gebäuden sorgsamer umgehen. Materialien wie Beton, Stahl, Holz oder Kunststoff landeten bislang meist auf der Deponie oder als Füllmaterial im Straßenbau, obwohl sie für neue Bauvorhaben dringend benötigt und teuer bezahlt würden, teilten die Stadt und ihre Projektpartner am Donnerstag mit. Bis spätestens 2050 will die Kommune klimaneutral werden. »Das schaffen wir nur, wenn wir uns bereits jetzt mit dem enormen Energie- und Ressourcenverbrauch auseinandersetzen, den Bautätigkeiten verursachen«, betonte der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck.

Heidelberg setzt nach eigenen Angaben als erste Stadt Europas auf das Prinzip »Bergbau in der Stadt«. Ziel ist eine vollständige ökonomische und ökologische Analyse des gesamten Gebäudebestands in einem digitalen Materialkataster. Dieses soll Auskunft darüber geben, welches Material in welcher Qualität und in welcher Menge verbaut wurde. Auf Basis dieser Informationen lassen sich beispielsweise Deponien und Aufbereitungsflächen planen und eine regionale Wertschöpfung durch regionale Lieferketten anstoßen, wie Odszuck erläuterte. »Das verringert die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen oder lange Transportwege«.

In Deutschland summiert sich nach den Angaben der Stadt und ihren Experten die Rohstoffsubstanz der Gebäude auf etwa 15 Milliarden bis 16 Milliarden Tonnen - 190 Tonnen pro Person. Wiederverwertung von Gebäuden ist kein neues Prinzip: Menschen früherer Jahrhunderte nutzen Steine alter Burgen für den Bau von Siedlungen. Zerstörte Gebäude waren für die Trümmerfrauen nach dem Krieg urbane Minen.

PM

© dpa-infocom, dpa:220623-99-770261/2