Es ist Hochsommer in Reutlingen, doch sogar am Tag danach sind in der Innenstadt noch zentimeterhohe Eisberge zu sehen. Menschen zeigen sich Handyvideos auf den Straßen, lassen die Ereignisse vom Vortag Revue passieren. Am Freitagnachmittag waren innerhalb kürzester Zeit regelrechte Hagelmassen auf die Stadt in der Metropolregion Stuttgart niedergeprasselt. Die beschauliche Innenstadt verwandelte sich in eine Winterlandschaft.
Stellenweise bis zu 30 Zentimeter hoch türmten sich danach die Hagelberge. Schneepflüge und Radlader schoben den Hagel bei Aufräumarbeiten auf mehr als einen Meter Höhe zusammen. Verletzt wurde nach Angaben der örtlichen Behörden niemand.
»Die ersten Einsätze waren eingeschlossene Personen im Auto, weil sie aufgrund des Hagels nicht mehr wegfahren konnten oder die Türen nicht mehr aufbekamen«, sagte ein Sprecher der integrierten Leitstelle am Samstag über das Unwetter vom Vortag. Die Feuerwehr schaufelte Autotüren frei und befreite die Leute. Schäden an Fahrzeugen oder an Dächern von Gebäuden seien keine festgestellt worden.
Nach Angaben einer Stadtsprecherin waren gegen 16.15 Uhr Hagel und Starkregen über Reutlingen gefegt. Der Hagel verstopfte auch Gullys und Abwasserschächte. Wasser sei in Tiefgaragen, Keller und Wohngebäude geströmt, sagte die Sprecherin.
Am Tag danach waren neben den restlichen Hagelbergen in der Innenstadt Straßen und Wege von Blättern gesäumt, die das Unwetter von den Bäumen riss. Mehrere Läden blieben am Vormittag noch geschlossen, weil offenbar Wasser auf die Verkaufsflächen drang. Einige hatten Schilder an ihre Ladentüren gehängt, auf denen etwa stand: »Wegen Unwetterschäden bis auf Weiteres geschlossen«.
Zu mehr als 120 Einsätzen war die Feuerwehr mit rund 290 Einsatzkräften nach dem Hagelunwetter ausgerückt. Wie ein Sprecher der integrierten Leitstelle sagte, war die Arbeit der Einsatzkräfte gegen Mitternacht beendet. Mit Radladern und Muldenfahrzeugen sei der Hagel abgetragen und auf einem Parkplatz am Rande der Stadt gelagert worden. Am Samstagvormittag seien Mitarbeiter der Stadt damit beschäftigt gewesen, die letzten betroffenen Straßen zu reinigen und zu kontrollieren.
Ein DWD-Meteorologe ordnete das Unwetter als »nicht außergewöhnlich« ein, wenngleich die Bilder aus der Kreisstadt mit rund 118 000 Einwohnern eindrücklich gewesen seien. »Dass es eine Stadt wie Reutlingen trifft, ist nicht alltäglich«, sagte der Experte. Wäre das Unwetter ein paar Kilometer weiter auf dem freien Land niedergegangen, hätte es wohl keine solche Aufmerksamkeit bekommen. Etwa auf Wiesen und Äckern würden solche Regen- und Hagelmassen schneller abfließen als in einer bebauten Stadt.
Es habe sich um eine vergleichsweise kleine Unwetterzelle gehandelt, die sich erst kurz vor Reutlingen gebildet hatte, hieß es weiter. Weil sie sich am Freitagnachmittag nur langsam bewegte, sei innerhalb kürzester Zeit viel Hagel auf die Stadt geprasselt. Die Körner hätten eine Größe von bis zu 1,8 Zentimeter Durchmesser gehabt.
Pressemitteilung der Feuerwehr vom 4. August
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