Der Mann und ein bis heute unbekannter Komplize hatten eine Mitarbeiterin des Geschäfts im Mai 2016 in ein Gespräch verwickelt, plötzlich von hinten umklammert und mit Tränengas besprüht. Die Täter fesselten sie danach mit Klebeband. Das Opfer ist noch immer traumatisiert und hat laut Gericht an beiden Augen Schäden erlitten.
Die Räuber nahmen der Frau den Angaben nach damals den Schlüssel für die Vitrinen ab und stahlen unter anderem Uhren, Schmuckstücke und hochwertige Sonnenbrillen im Gesamtwert von rund 190.000 Euro. Ein kleiner Teil der Beute tauchte wieder auf. Waren im Wert von rund 175.000 Euro gelten aber fast sieben Jahre später noch als verschollen.
Der damals 24-jährige Angeklagte, der wegen Drogen- und Gewaltdelikten schon länger im Gefängnis gesessen hatte, war nach der Tat geflohen. Festgenommen wurde der Litauer im August vergangenen Jahres in seiner Heimat - überführt dank DNA-Spuren, die am Tatort an Resten des Klebebandes sichergestellt worden waren. Er hatte vor Gericht angegeben, im Auftrag einer Bande gehandelt und die Beute anderen übergeben zu haben. Deren Namen wollte er nicht nennen.
Vorausgegangen war dem Urteil eine sogenannte Verständigung: Im Gegenzug für ein Geständnis hatten sich die Beteiligten zu Beginn des Prozesses auf ein Strafmaß zwischen fünfeinhalb und sechseinhalb Jahren geeinigt. Die Staatsanwaltschaft plädierte nun auf sechs Jahre und drei Monate, der Verteidiger auf eine Strafe am unteren Ende des abgesprochenen Rahmens. Gegen das Urteil ist Revision möglich.
Die Kurhaus-Kolonnaden waren vor mehr als 150 Jahren in Anlehnung an die damaligen Pariser Geschäftspassagen gebaut worden. Die knapp 20 kleinen Boutiquen sollten der steigenden Nachfrage von Touristen und Händlern in der aufstrebenden Bäderstadt gerecht werden. In den inzwischen denkmalgeschützten Shops am Eingang zum Stadtzentrum und in der Nähe von Kurgarten, Kurhaus mit Kasino und dem Theater finden Kundinnen und Kunden unter anderem exklusive Handwerkskunst.
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