Vor gut zwei Wochen pflanzte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch mit König Charles III. eine Manna-Esche in den Garten seines Amtssitzes Schloss Bellevue. Bald kann ein weiterer klimaresistenter Baum dazukommen: Mannheimer Realschüler schenkten dem Staatsoberhaupt am Freitag bei der Eröffnung der Bundesgartenschau einen von ihnen selbst gezogenen Baumhasel.
Die Idee hinter dem Projekt »Kinder machen Klima«: Die Siebtklässler sollen lernen, wie aus einem Samen ein statthafter Baum wird. Überhaupt sind Bäume ein wichtiger Teil der Buga: Auf einem Experimentierfeld stehen 2023 sogenannte Zukunftsbäume, die besser mit dem Klimawandel klarkommen und nach der Ausstellung in der Stadt verteilt werden sollen. Auf dem Gelände sind zudem unter anderem 1,3 Millionen Blumenzwiebeln gepflanzt, auch wenn zum Start manche Fläche noch ein wenig brach wirkte und der Rasen erst noch sprießen muss.
Bis zum 8. Oktober soll die Buga mehr als zwei Millionen Besucher anlocken. Unter dem Motto »Beste Aussichten« rücken die Veranstalter nicht nur Blumen und Gärten in den Vordergrund, sondern auch die Zukunftsthemen Klima, Energie, Umwelt und Nahrungssicherung.
Als Buga-Schirmherr rief Steinmeier in seiner Eröffnungsrede bei bestem Wetter zum Erhalt und zur Pflege der Umwelt auf. Eine Gartenschau sei keineswegs eine nebensächliche Veranstaltung für Hobbygärtner und Erholungssuchende, sagte er. »Eine Gartenschau, das ist vielmehr Ermutigung und Verpflichtung. Hier wird uns buchstäblich die grundlegende menschliche Aufgabe vor Augen geführt, unsere Welt zu bewahren, zu hüten, behutsam zu gestalten.« Jeder, der für ein paar Quadratmeter Garten verantwortlich sei, könne hier etwas tun.
Ein Garten bedeute Vielfalt, Buntheit, Diversität, Schönheit durch Verschiedenheit, sagte Steinmeier - und kritisierte Schottergärten als »im tiefsten Sinne lebensfeindlich«. Er erinnerte an die biblische Schöpfungsgeschichte: Gott habe den Menschen in den Garten Eden gesetzt, um diesen zu bearbeiten und zu hüten. »Der Mensch wurde also vor aller Zeiten Anfang eigentlich als Gärtner geschaffen.«
Steinmeier lobte den Vorbildcharakter der Buga in Mannheim: Hier könne man sehen, wie Stadtteile durch kluges Anlegen von Grünzügen eine spürbare Verbesserung von Lebensqualität erhielten, wie sich das Stadtklima nachhaltig verbessern lasse. Zudem werde gezeigt, wie neuer Wohnraum geschaffen und gestaltet werden kann. Den Angaben nach entsteht ein neues Wohnquartier für rund 4000 Bürgerinnen und Bürger.
Darüber hinaus betonte der Bundespräsident die Bedeutung von Grün in den Städten als rasch erreichbare Erholungsmöglichkeit - und somit als gute Alternative zu klimaschädlichen Fernreisen.
»Diese Bundesgartenschau verbindet viele wichtige Themen, die nicht nur uns als Stadt bewegen«, sagte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Auf dem ehemaligen Gelände der US-Army sei ein Frischluftkorridor geschaffen worden, eine »grüne Arterie«. Mannheim nehme auch international eine Vorreiterrolle ein. Kurz bezeichnete die Buga als Blumenschau, Lernort, Experimentierfeld und Sommerfest in einem.
Die Mannheimer haben sich auf die Fahnen geschrieben, die nachhaltigste aller Bugas zu werden. Der Clou ist eine mit Ökostrom betriebene und an anderen Orten wieder verwendbare Seilbahn, die das ehemalige Kasernen-Gelände Spinelli mit dem Luisenpark verbindet. Die Fahrt dauert acht Minuten und ist kostenlos. Im Luisenpark erwartet die Gäste unter anderem der preisgekrönte Kameliengarten.
Auf dem Spinelli-Gelände, wo bis 2012 Militärfahrzeuge und Kampfausrüstungen lagerten, greifen nun 19 Blumenhallenschauen verschiedene Themen auf. Der Chemiekonzern BASF aus Ludwigshafen informiert über Lebensmittelverpackungen, Yogamatten und Fliesen aus recyceltem Material. Mit Themen wie Klimaschutz beschäftigen sich 17 Gärten. Das Projekt PeePower erforscht Stromgewinnung aus Urin.
Als architektonisches Glanzlicht gilt der Panoramasteg im Spinelli-Park. Von dem 81 Meter langen und 12 Meter hohen Steg kann man über die Stadt und das gesamte Buga-Gelände blicken. Mehr als 6000 Veranstaltungen sind über die fast 180 Tage verteilt geplant, darunter Konzerte und ein eigens produziertes Musical über das Leben der Mannheimer Soulsängerin Joy Fleming (1944 bis 2017).
Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, mit der Buga mache die Stadt einen richtig schönen Schritt nach vorne. Es sei das bisher zweitgrößte Buga-Gelände, so groß wie fast 150 Fußballfelder. So viel Platz für Natur in der dicht besiedelten Metropolregion Rhein-Neckar sei etwas Besonderes. Der Grünen-Politiker sprach von einer »Chance für den Klimaschutz, für die Stadtentwicklung«. Es sei nicht nur eine Blumenschau, sondern ein Ereignis, das Menschen zusammenbringe.
Nach 1975 ist Mannheim zum zweiten Mal Ausrichter der Buga. Schon am Eröffnungstag kamen in den ersten Stunden weit mehr als 7000 Besucher und Besucherinnen. Über 58.000 Dauerkarten (regulär 145,00 Euro für Erwachsene) und 87.000 Tageskarten (28,00 Euro) sind schon verkauft.
Die Buga an sich kostete rund 60 Millionen Euro, die durch Tickets, Sponsoring und Verpachtungen wieder hereingeholt werden sollen. Hinzu kommen 135 Millionen Euro für verschiedene städtebauliche Projekte, die im Zusammenhang mit dem Mega-Event geplant wurden.
Fragen und Antworten rund um die Buga
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