Das große Lob von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge entlockte Vincent Kompany ein Lachen. Trotz dreier Pflichtspiele ohne Sieg verspüren die Club-Granden des FC Bayern dank dem von ihnen als »Glücksfall« bezeichneten Kompany wieder jede Menge Spaß im Stadion.
»Ich habe verstanden, wie wichtig diese Leute im gesamten deutschen Fußball sind. Aber mein Fokus liegt komplett auf den Spielern«, entgegnete der Münchner Trainer vor dem Südgipfel mit dem VfB Stuttgart. »Wenn Kompliment oder Kritik kommt, hat es keine Priorität. Es geht nur darum, was ich mit den Spielern, dieser geilen Gruppe mache.«
Nach der jüngsten Sieg-Krise wollen Kompany und seine »geile Gruppe« Ehrenpräsident Hoeneß und Aufsichtsrat Rummenigge am Samstag (18.30 Uhr/Sky) nicht nur mit ihrer unterhaltsamen Spielweise, sondern auch wieder mit drei Punkte verzücken. Das dominante, aber zuletzt in der Defensivarbeit anfällige System will der belgische Coach vier Tage vor dem Champions-League-Hit beim FC Barcelona keineswegs anpassen.
Kompany: Wichtig ist eine Frage
»Alles umzuändern, wäre blöd, nur weil es mit dem Ergebnis mal nicht geklappt hat«, sagte der 38-Jährige, der erst seit gut drei Monaten im Amt ist. »Wichtig ist immer die Frage: Wenn wir das Spiel zehnmal spielen, wie oft gewinnen wir. Wir haben zu 100 Prozent den Glauben, dass wir auf diese Art erfolgreich sein werden. Deswegen freuen wir uns auf das nächste Spiel.«
Ob die Freude beim Ehrenpräsident-Neffen Sebastian Hoeneß als Stuttgarter Trainer genauso groß ist? »Das ist die größte Aufgabe, die du gerade haben kannst – in Deutschland, vielleicht sogar in Europa«, sagte der 42-Jährige, für dessen Team es am Dienstag in der Königsklasse bei Juventus Turin klangvoll weitergeht.
Hoeneß, einst Drittliga-Meister mit den Bayern-Amateuren, ärgerte die Bayern in der Vorsaison, als er ihnen die Vizemeisterschaft wegschnappte. »Die Stuttgarter sind noch immer in diesem Hype und dieser guten Form. Es wird ein schwieriges Heimspiel«, sagte Bayern-Kapitän Manuel Neuer.
VfB Deutschland mit Länderspiel-Torschützen
Aufgrund ihrer vielen Nationalspieler sind die Schwaben um ihre Länderspiel-Torschützen Jamie Leweling und Deniz Undav, der zuletzt angeschlagen war, aber dabei sein soll, zum VfB Deutschland aufgestiegen. Auch dank des gebürtigen Münchners Hoeneß, der zuletzt sogar als Kandidat für den Trainerposten bei Manchester United galt. »Wir haben zu wenig Punkte, um glücklich zu sein, und es wäre möglich gewesen«, sagte der Coach der Schwaben. »Aber die Stoßrichtung passt.«
Und die sorgt auch beim FC Bayern für Respekt. »Stuttgart ist mittlerweile eine große Nummer in der Bundesliga«, sagte Führungskraft Thomas Müller. Der 35-Jährige dürfte für den nach seiner Hüftblessur immer noch fehlenden Jamal Musiala wieder im offensiven Mittelfeld auflaufen. Fraglich war für Kompany Innenverteidiger Dayot Upamecano, der zuletzt wegen einer Muskelverletzung kürzertreten musste.
Eberls Lob - und ein Hinweis
Als früherer Klassiker darf sich das 111. Bundesliga-Duell der zwei Traditionsclubs wieder einer Renaissance erfreuen, nachdem die Clubs jahrelang zu weit voneinander entfernt waren. »Es gibt wieder den Südschlager. Es hat Spaß gemacht, dem VfB zuzuschauen«, sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl.
In Stuttgart hätten die Verantwortlichen »eine Idee entwickelt. Sie haben sehr viele junge deutsche Spieler. Es ist bemerkenswert, was sie leisten.« Zuletzt standen - auch verletzungsbedingt - mehr VfB- als Bayern-Profis im DFB-Kader. »Aber die WM ist erst in zwei Jahren«, merkte Eberl grinsend an.
Die Bayern wollen die Tabellenführung festigen, die Stuttgarter nicht den Anschluss an die Spitzengruppe verlieren. »Wir haben zuletzt in Stuttgart verloren, das wurmt uns noch ein bisschen«, sagte Neuer. Für den Routinier steht das Torhüter-Duell mit Neu-Nationalspieler Alexander Nübel an. Der bis 2026 an den VfB ausgeliehene und bis 2029 an Bayern gebundene Nübel könnte eines Tages den Platz im Münchner Tor einnehmen.
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