Knapp zwei Tage in Deutschland, knapp vier Minuten auf dem Feld - und schon der Retter des VfB Stuttgart. Gil Dias war bei seinem Debüt für den VfB Stuttgart gleich der gefeierte Mann. Sicher waren sich die Beteiligten nur nicht, welchen Teil seiner Ablösesumme der erst am Montag verpflichtete Portugiese mit seinem späten Ausgleich beim 2:1 (0:1) im Pokal-Achtelfinale beim SC Paderborn eingespielt hat.
Während Trainer Bruno Labbadia glaubte, dass er »die kleine Ablöse schon vervielfacht eingespielt hat«, wich Fabian Wohlgemuth lachend aus. »Da müsste ich nachrechnen«, sagte der erst Anfang Dezember aus Paderborn gekommene Sportdirektor nach der schnellen Rückkehr an alte Wirkungsstätte: »Aber zumindest einen Großteil.« Nun hat Dias ja nur den Ausgleich erzielt und Serhou Guirassy den ganz späten Siegtreffer (90.+5), doch Dias soll grob eine Million gekostet haben. Der Einzug ins Viertelfinale bringt rund 1,6 Millionen an Prämien, plus Zuschauereinnahmen und möglichen TV-Geldern für eine Übertragung.
In einem waren sich alle einig. »Das war ein guter Kaltstart nach 48 Stunden in Deutschland«, sagte Wohlgemuth. Und Labbadia erklärte: »Der Junge ist erst gestern gekommen, hatte einen stressigen Tag. Wir wussten nicht, ob wir ihn einsetzen.« Er bremste jedoch die Euphorie: »Es wird gewisse Zeit brauchen, bis er Fuß fasst und regelmäßiger spielt.«
Schließlich kam der Mittelfeldspieler quasi ohne Spielpraxis. Der deutsche Trainer Roger Schmidt hatte bei Benfica Lissabon keine Verwendung für ihn, setzte ihn in der Hinrunde keine Sekunde ein. Und Dias ist auch ein Wandervogel, spielte außer bei fünf portugiesische Clubs schon in Frankreich, Spanien, Griechenland, England und Italien. Nun also Stuttgart, laut Vertrag bis Sommer 2025.
Der Auftakt sorgte aber dafür, dass Labbadia auch über das Missgeschick lachen konnte, dem der VfB so lange hinterhergelaufen war. »Wir haben heute drei Tore gemacht. Das zeigt, dass wir torgefährlich sind«, sagte der Coach mit Blick auf das Slapstick-Eigentor von Konstantinos Mavropanos, der den Ball aus 48 Metern per Rückpass ins eigene Tor geschossen hatte. Aus größerer Entfernung war nie ein Eigentor im DFB-Pokal gefallen. Fehler seien menschlich, sagte Labbadia: »Aber Dinos sind einige Steine von Herzen gefallen.« Auch dank des neuen Kollegen Gil Dias.
Tweet des englischen DFB-Pokal-Accounts zum Eigentor
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