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Gewerkschaften vor Bildungskongress

Wenn die wichtigsten politischen Entscheider aus Land und Kommunen zusammenkommen, dann geht es meist entweder um Geld oder um Schulen. Und immer häufiger auch um Beides. Beim Bildungskongress auf der Didacta dürfte das nicht anders sein.

Start der Bildungsmesse didacta
An einem Stand für Lernmittel bei der Bildungsmesse Didacta liegen Holzklötzchen für Zahlenreihen aufgereiht. Foto: Bernd Weißbrod
An einem Stand für Lernmittel bei der Bildungsmesse Didacta liegen Holzklötzchen für Zahlenreihen aufgereiht.
Foto: Bernd Weißbrod

Die Spitzen aus Landespolitik und kommunalen Verbänden wollen sich am Freitag (10.00) beim Bildungskongress auf der Didacta über die teils massiven Probleme an den Schulen austauschen und rufen die »Dekade der Schulmodernisierung« aus. Sehr zum Unverständnis der Bildungsgewerkschaften allerdings, die den Kongress in Stuttgart zwar begrüßen, mit dem Motto aber nur wenig anzufangen wissen.

»Es ist natürlich einfach zu modernisieren, wenn die Grundausstattung aus einer Zeit stammt in der Pommes mit Ketchup Avantgarde war«, kritisiert der Bundes- und Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Es sei fast schon selbsterklärend, angesichts der Mängel und Nöte ein solches Motto zu wählen. »Letztendlich wird aus der Dekade ein Dekadchen werden«, sagte Brand der Deutschen Presse-Agentur.

Die Diskussion um die Finanzierung von Lehrerleihgeräten an den Schulen zeige, dass der Wille zur Modernisierung seine Grenzen habe. »Die Bundesmittel sind verbraucht«, sagte Brand. »Das Land betrachtet die Ausstattung mit den Geräten als Aufgabe der Kommunen, also der Schulträger, und die Kommunen als Aufgabe des Arbeitgebers, also des Landes.« Am 30. Juni laufe die Finanzierung aus - und kein Lehrer erhalte ein digitales Leihgerät, um damit zu unterrichten und die Schule fit für das digitale Zeitalter zu machen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht das Land ebenfalls von einer Dekade der Schulmodernisierung weit entfernt. Als Beispiel nennt auch die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein die aus ihrer Sicht unzureichende technische Ausstattung von Schülern und Lehrkräften: Der Streit zwischen der Landesregierung und den Kommunen sei unsäglich, sagte Stein. »Die Sachmitteletats vieler Schulträger sind so gering, dass unsere Kinder und Jugendlichen mit veralteten Schulbüchern und Lernmitteln auf eine Zukunft vorbereitet werden sollen, die mit dem Klimawandel vielleicht eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts zu bewältigen hat«, sagte sie weiter.

Dennoch sei der Bildungskongress im Rahmen der Fach- und Besuchermesse Didacta (bis 11. März) hilfreich, betonten Brand und Stein. »Er bringt alle wichtigen Mitspieler auf dem Parkett der Bildung zusammen, das ermöglicht einen informellen Austausch, was ja auch schon einen Wert darstellt«, sagte der VBE-Chef. Er warnte aber, das Treffen dürfe keine »Harmonieoffensive mit gegenseitigem Schulterklopfen« werden. Politik und Verbände müssten die Probleme klar benennen.

Zu dem etwa zweistündigen Kongress werden neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landtagspräsidentin Muhterem Aras auch Kultusministerin Theresa Schopper (alle Grüne) und die Landtagsfraktionsspitzen erwartet. Geplant sind Reden ebenso wie Arbeitsgruppen. Nach Angaben des Städtetags haben bei den vergangenen Veranstaltungen jeweils zwischen 1000 und 2000 Menschen teilgenommen.

© dpa-infocom, dpa:230310-99-898321/2