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Friseur aus Schiltach stylt Models bei Fashion Week

Als Kind flicht Marco Weißer seiner Mutter Zöpfe in die Haare. Später macht er seine Leidenschaft zum Beruf. Nun wagt er einen Schritt über den großen Teich.

Schwarzwald-Friseur arbeitet auf New Yorker Fashion Week
Marco Weißer steht im Eingangsbereich seines Friseursalons. Foto: Philipp von Ditfurth/DPA
Marco Weißer steht im Eingangsbereich seines Friseursalons.
Foto: Philipp von Ditfurth/DPA

Oma Vera ist schuld. Wäre sie nicht aus Italien nach Deutschland ausgewandert und hätte Walter geheiratet, wäre Marco Weißer aus Schiltach im Landkreis Rottweil vermutlich kein Friseur geworden. Und der 27-Jährige würde dann auch nicht auf der New Yorker Fashion Week vom 6. bis zum 11. September Models stylen.

»Mein Onkel Angelo, der in Italien blieb, hat mich inspiriert, diesen Beruf zu ergreifen. Ich wusste schon im Alter von drei Jahren, dass ich Friseur werden will«, erzählt Weißer. Er erinnert sich, als Junge seiner Mutter immer die Haare geflochten zu haben. Sein Bruder musste ebenso früh fürs Styling herhalten.

Heute ist ein weiteres Spezialgebiet die Balayage. Bei dieser Technik streicht Weißer die neue Haarfarbe absichtlich ungleichmäßig mit einem Pinsel ins Haar. Das verleiht einen natürlicheren Look. Balayage kommt vom französischen Wort »balayer«, was so viel heißt wie fegen. Seit einigen Jahren ist Weißer im Kreis Rottweil selbstständig. Er hofft, dass seine Teilnahme an der Fashion Week das Geschäft beflügelt. Dafür lässt er sich aus dem Schwarzwald für ein paar Tage weglocken - ansonsten ist er tief verwurzelt in seiner Heimat.

Nach der kaufmännischen Realschule macht Weißer eine Ausbildung zum Friseur in Konstanz. Bei einer Haar-Messe in Erfurt schließlich lernt er Macher von der Event-Agentur »Grenzenlos-Friseure« kennen. Grenzenlos ist ein Zusammenschluss aus Friseurunternehmern, die sich den Herausforderungen der Branche widmen. Sie veranstalten Bühnenshows und motivieren Friseure, ihr unternehmerisches Können auszureizen.

»In dieser Community geht es darum, der Branche zu zeigen, keinen Konkurrenzkampf zu betreiben, sondern zusammenzuarbeiten und voneinander zu profitieren und zu lernen«, sagt Weißer. Einige der Macher haben Kontakte zur New York Fashion Week. So kam eins zum anderen. »Erfurt war für mich wie ein Dominostein. Die Kriterien, warum ich ausgewählt beziehungsweise gefragt wurde, kann ich nicht mal genau sagen. Ich denke hier geht es viel um Sympathie und Connections.«

Mit ihm fliegen 31 Friseure aus Deutschland nach New York. Um die Hairstylisten zu schulen, kam bereits der Creative Director der Fashion Week, Gary Baker, für ein Boot-Camp nach Deutschland. »Auf der Fashion Week wird richtig Chaos herrschen, darauf wurden wir vorbereitet«, erzählt Weißer. Es könne sein, dass ein Designer eine Frisur vorgibt, zehn Minuten später aber eine ganz andere will.

Von den 32 Teilnehmern aus Deutschland kommen neun aus Baden-Württemberg: Grenzenlos-Veranstalter Hussein Saleh aus Ravensburg, Moe Saleh aus Ravensburg, Vanessa Hermann aus Wangen/Allgäu, Vittorio Pastorino aus Schwenningen, Manuela Esposito aus Bad Liebenzell, Timon Schneider aus Bad Säckingen, Laura Voria aus Grenzach-Wyhlen und Daniele Nunziato aus Gondelsheim. Trotz aller Vorbereitung wird es für Weißer spannnend bleiben: »Wir wissen noch nicht, für welche Designer wir stylen werden.«

Grenzenlos Friseure

Marco Weißer

© dpa-infocom, dpa:230903-99-57918/2